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"Erfinde Jemanden": Das war die Aufgabe, welche Zadie Smith den Autoren vorgab, die Ihre Kurzgeschichten für den Sammelband The Book of Other People zur Verfügung stellen sollten.

Zadie SmithKurzgeschichten gehören - aus Gründen, die für mich nicht ganz nachvollziehbar sind - zu den Literaturformen, die sich momentan keiner allzu großen Beliebtheit erfreuen. Dabei bietet gerade diese Form der Literatur gewisse Vorteile. Meist wird viel Abwechslung geboten und es gibt oft Neues und Interessantes zu entdecken. So auch im Fall von The Book of Other People. Zadie Smith konnte einige der angesagtesten englisch-sprachigen Autoren der Gegenwart hierfür gewinnen. Jonathan Safran Foer, Adam Thirlwell, Miranda July, Colm Tóibín, Hari Kunzru, Dave Eggers, A. L. Kennedy und Nick Hornby - um nur ein paar Namen zu nennen - haben mit ihren Geschichten zum Gelingen dieses Sammelbandes beigetragen.

Die Linie, die sich durch das Buch zieht, ist einfach. Die Geschichten sind alphabetisch, nach dem Namen der charakterisierten Person, angeordnet. Klassische Kurzgeschichten wechseln mit Comics, illustrierten Erzählungen und experimentelleren Formen. Natürlich treffen nicht alle Portraits dieses Buches meinen persönlichen Geschmack, dazu sind die Stile der einzelnen Autoren zu unterschiedlich. Aber einige der Geschichten sind wirklich entdeckenswert. Besonders Lélé von Edwidge Danticat wird sicher einen bleibenen Eindruck hinterlassen, auch bei einigen Literaturkritikern: "The two most haunting stories in the volume - Lele by Edwidge Danticat and Donal Webster by Colm Toibin - unfold, like elaborate origami flowers, into complex portraits with the emotional density and historical depth of field of a novel." (www.taipeitimes.com) Lélé kehrt während eines besonders heißen Sommers in ihr Elternhaus zurück. Sie ist schwanger und hat gerade ihren Ehemann verlassen. Aus der Sicht ihres Bruders erfährt der Leser ihre Geschichte und den Grund für ihr Verhalten. Danticat entwirft das Portrait einer ungewöhnlichen Frau in einer atmosphärischen Umgebung. Für mich sicher die Entdeckung dieses Buches.

Weitere Highlights sind David Mitchells Judith Castle, eine Geschichte über mögliche Missverständnisse bei Internet-Bekanntschaften, oder Miranda Julys Ron Spivey, das von der ungewöhnlichen Begegnung einer Frau mit einem bekannten Schauspieler erzählt. Überzeugen kann auch einmal mehr Jonathan Safran Foer mit Rhoda, dem nur vierseitigen Gespräch einer Großmutter mit ihrem Enkelsohn. Aber auch viele andere Autoren portraitieren gekonnt menschliche Verhaltensweisen, manchmal tragisch, oft komisch. The Book of Other People ist jedenfalls eines der Bücher, das man getrost weiterempfehlen kann, es bietet sicher Geschichten für jeden Geschmack. Nicht unerwähnt sollte auch bleiben, dass die Einnahmen einem guten Zweck dienen. Die Organisation 826NYC erhält das Geld um junge Talente beim kreativen Schreiben zu unterstützten.

The Book Of Other People - Zadie Smith (ed.)Weitere Infos:
www.nytimes.com
www.bequeen.de
literati.net