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Der neue Roman von James Kelman You have to be careful in the land of the free berichtet vom Leben eines schottischen Immigranten in Amerika.

James KelmanJames Kelman ist einer der ganz Großen in der schottischen Literatur. Spätestens seit er 1994 den Booker-Prize für How late it was, how late bekommen hat, auch offiziell anerkannt. Trotzdem blieb ihm der internationale Erfolg bis jetzt großteils versagt. Nur wenige seiner Werke wurden beispielsweise in deutscher Sprache veröffenlicht, was möglicherweise auch mit seiner Verwendung des schottischen Dialekts und seines exzessiven Gebrauchs von diversen Fluch- und Schimpfwörtern zusammenhängt. Zugegeben, er ist wahrscheinlich noch um einiges schwieriger zu übersetzen als sein Landsmann Irvine Welsh, da bei Kelman die Sprache eine dominierende Rolle einnimmt. So auch in seinem Roman You have to be careful in the land of the free.

"There will still be those who won't read Kelman's You Have to be Careful... claiming that his use of swearing and Glaswegian dialect is inappropriate for "real" literature; then there will also be those who, trusting only boring best-sellers charts, won't even touch it. Finally, there will be those who will read You Have to be Careful in the Land of the Free and discover it was worthwhile. After all it's one of the bravest, funniest, most radical and challenging work of fiction out there right now."
(www.erasingclouds.com)

Der amerikanische Traum

Jeremiah Brown verbringt seine letzte Nacht in Amerika. Dort hat er die letzten zwölf Jahre so recht und schlecht gelebt. Morgen wird er in seine Heimat Schottland zurückkehren. Bevor er sich jedoch im Hotel schlafen legt, beschließt er noch etwas trinken zu gehen. Der Leser begleitet Jeremiah an diesem Abend und erfährt viele Details aus dessen Leben in Amerika. Mit zunehmendem Alkoholkonsum wächst auch die Unklarheit, ob er seinen Rückflug nach Schottland in Anspruch nehmen wird.

Jeremiahs Leben entspricht ganz und gar nicht dem Klischee vom großen, amerikanischen Traum. Er besitzt nur eine Red Card, kann also beim geringsten Vergehen problemlos wieder nach Hause geschickt werden. Seine Jobs langweilen ihn und bringen wenig Geld. Sein Traum ist es ein berühmter Krimi-Schriftsteller zu werden, doch er hat eigentlich keine Energie und keine Zeit zum Schreiben. Das einzig Positive in seinem Leben ist seine kleine Tochter, die er mit der schwarzen Jazz-Sängerin Yasmin hat. Doch auch diese Beziehung ist zerbrochen.

Jeremiah sieht sich selbst als Loser. Er fragt sich im Lauf des Buches öfters, was Yasmin überhaupt in ihm gesehen hat, warum sie es so lange mit ihm ausgehalten hat. Er hat kaum Geld, kein eigenes Auto, keinen ordentlichen Job und keine wirkliche Perspektive etwas daran zu ändern. Zusätzlich verliert er noch Geld beim Spielen. Trotzdem ist er nicht depressiv, sondern sarkastisch. Seine Monologe sind oft von tiefschwarzem Humor gekennzeichnet. Er drückt aber auch seinen Unzufriedenheit mit dem amerikanischen System aus, das es Immigranten wie ihm fast unmöglich macht, sich wirklich hochzuarbeiten.

Kelman hat selbst einige Zeit in Amerika verbracht. Man kann also annehmen, dass er weiß, wovon er spricht. Deshalb wirken Jeremiahs Hoffnungen, Ängste und Probleme ziemlich authentisch. Dem Roman könnte man vorwerfen, dass sich handlungsmäßig nicht allzu viel tut. Allerdings wird man durch die großartigen Monologe des Protagonisten mehr als entschädigt. Diese leben von Kelmans lebendiger Sprache. Also selbst falls sich ein deutscher Verlag noch für eine Übersetzung entscheiden sollte, unbedingt im Original lesen. "Yeh, fucking right, I dont have nay credit card because they wont fucking gie me nay fucking credit card. I’m an alien furnir bastard John the only card I got is a Red Car, it’s a Class III. Do ye know what I’m talking about? My worry isnay credit cards man it’s fucking deportation."

You have to be careful in the land of the free - James KelmanWeitere Infos:
www.contemporarywriters.com
www.themodernword.com
www.bookpage.com
www.jungewelt.de
wasix meinte am Dez 3, 23:31:
apropos booker-prize
hast du auch vor über den diesjährigen preisträger john banville (the sea) zu schreiben? 
srocca antwortete am Dez 8, 18:55:
John Banville
Das Buch liegt schon bei mir am Tisch. Werde aber heuer nicht mehr dazu kommen. Aber ein neuer Gewinner fürs neue Jahr passt eigentlich ganz gut.