Header

 
Die Lewins, der Erstlingsroman von Gita Lehr ist eine Familiengeschichte der anderen Art. Leander Lewin, der männliche Hauptakteur, erzählt von Wahnsinn, Außenseitertum, Inzest und Homosexualität innerhalb seiner Familie.

Gita LehrDie Familie Lewin wohnt etwas außerhalb der Stadt in einem alten Anwesen mit Riesenbibliothek. Die Einwohner der Stadt begegnen ihnen mit Misstrauen, weil sie nicht ganz ins gewohnte Schema einer deutschen Kleinstadt passen. Elisabeth Lewin, die Mutter der Familie hat keinen Ehemann, die Kinder sind von unterschiedlichen Vätern gezeugt worden. Die Großmutter der Familie, Maude, ist blind, arbeitet als Schriftstellerin und ihr werden übernatürliche Fähigkeiten nachgesagt. Auch die Kinder sind in vieler Hinsicht außergewöhnlich. Die Jüngste, Emma, ist kleinwüchsig, aber hochbegabt. Die Zwillinge Leander, der Erzähler der Geschichte, und Wanda, seine Schwester werden im Lauf der Geschichte ein Liebespaar und bekommen ein gemeinsames Kind, obwohl Leander homosexuelle Neigungen hat. Der Älteste, Jules, ein Künstler, lebt einige Zeit ohne zu sprechen. Das wiederum wird durch die Ermordung des Kindermädchens Olympe verursacht, die zeitweise als Prostituierte arbeitet, wenn das Familieneinkommen knapp wird.

Die Erzählweise des Romans vermittelt zeitweise einen märchenhaften Eindruck, was daran liegen könnte, dass die Autorin als Kind eine Vorliebe für Märchen hatte, wie sie in einem Interview erzählt. Die Geschichte selbst ist zumindest in der ersten Hälfte des Buches spannend und unterhaltsam. Leander Lewin erzählt die Vorkommnisse des Buches aus der Sichtweise eines pubertierenden Jungen, was oft ungewöhnlich und witzig ist. Die Ereignisse beginnen sich mit dem Tod des Kindermädchens zu überschlagen. Jules findet die Ermordete und hört auf zu Sprechen. Leander verliert ein Bein, nachdem er bei einer Mutprobe auf die Schienen gerät und von einem Zug erwischt wird. Seine Schwester errichtet ein Grab für dieses Bein. Schließlich stirbt die Mutter der Familie an Krebs. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt beginnt die Geschichte meiner Meinung nach an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Der Reihe nach sterben alle weiblichen Mitglieder der Familie an mehr oder weniger natürlichen Todesursachen (Alter, Aids, Selbstmord). Die einzigen Überlebenden sind schließlich Leander, seine Tochter und Jules, der ältere Bruder.

Ich denke, dass Die Lewins ohne diese ganzen Todesfälle und um ungefähr hundert Seiten gekürzt wirklich großartig gewesen wäre. Trotzdem ist der Roman interessant zu lesen und ein gelungenes Debut von Gita Lehr, die bereits an einem weiteren Werk arbeitet. Sie sagt über ihre Gefühle als sie zum ersten Mal ihren Roman in Händen hielt: "Aber dann dieses – wie ich wirklich finde – dicke Teil, dieses richtig schwere, dicke Teil, fertig zu sehen, mit meinem Namen drauf - den ich immer noch viel zu groß finde – das war klasse!"
Leseratte (Gast) meinte am Okt 12, 08:56:
Die Lewins
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir in meinem Leben nur ein bis ? zweimal passiert--das ich eine Buch in den Müll geworfen habe! Ich habe mich bis ungefähr Seite 150 durchgequält, aber um diesen Stuss weiterzu verfolgen bin ich nicht leidensfähig genug.
mit freundlichen Gruß