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Yann MartelKann man eine lange Fahrt übers Meer in einem Rettungsboot mit einem Zebra, einem Orang-Utan, einer Hyäne und einem bengalischen Tiger überleben? Und was passiert, wenn man dann noch einem Rettungsboot begegnet, auf dem sich ein französischer Kannibale befindet?

Diese Fragen und einige mehr beantwortet Yann Martel in seinem Buch Life of Pi, dass 2002 mit dem Man Booker Preis ausgezeichnet wurde.

Wie kommt man auf solch ein Thema?

Martel hörte durch eine Rezension des Autors John Updike von einem Buch, dass sich mit dem Thema Schiffbruch beschäftigt. Im Roman Max and the cats von Moacyr Sciliar wird ebenfalls ein Zoo aufgelöst, die Besitzer samt Tieren wollen auswandern und erleiden auf der Reise nach Übersee Schiffbruch. Der Protagonist endet hier mit einem schwarzen Panther im Rettungsboot. Martel war von der Geschichte beeindruckt, holte sich aber dann noch Anregungen bei einem Aufenthalt in Indien. Anschließend informierte er sich über Zoologie und die verschiedenen Religionen, die Pi Patel, die Hauptfigur ausübt.

Die Reise

Der Schauplatz von Life of Pi ist Indien. Zentrum des Geschehens ist ein Zoo. Der Held des Buches Pi Patel ist der Sohn des Zoobesitzers, der vielseitig interessiert ist. Beispielsweise übt er drei Religionen gleichzeitig aus: Hinduismus, Christentum und Islam. Das führt zu Tumulten, als sein Vater es erfährt. Weil der Zoo nicht besonders erfolgreich ist, beschließt der Vater das Grundstück und die Tiere zu verkaufen und nach Kanada auszuwandern. Die Tiere sollen auf dem selben Schiff in andere Länder gebracht werden, wie die Familie Patel. Doch das Schiff sinkt und Pi Patel endet auf einem Rettungsboot, anfangs mit einer Hyäne und einem Zebra, unterwegs rettet er noch den Orang-Utan und Richard Parker, den bengalischen Tiger.

Im Rettungsboot

Die Rettung des Tigers ist für mich eine der ungewöhnlichsten und witzigsten Passagen im ganzen Buch. Dadurch das Pi während der Rettungsaktion immer nur von Richard Parker spricht und ihn anfeuert, das Boot doch noch zu erreichen, wußte ich nicht, dass es sich bei Richard um einen Tiger handelt. Erst nachdem er versucht ihn mit Hilfe des Ruders doch am Betreten des Bootes zu hindern, kommt dem Leser alles ein bißchen merkwürdig vor, anschließend erfährt man dann, dass Richard Parker ein Tiger ist. Natürlich tötet der Tiger einen Insassen nach dem anderen, bis nur noch Pi übrig ist. Der beschließt dann, sich nicht so einfach fressen zu lassen und verbringt die ganze Reise damit Richard Parker zu dressieren. Sein Plan funktioniert ziemlich gut.

Ist die Geschichte glaubwürdig?

Wem die Geschehnisse zu unwahrscheinlich sind, dem wird am Ende des Buches noch eine alternative Handlung angeboten. Sind die Erzählungen von Pi Patel wirklich wahr oder stimmt die weniger fantastische Geschichte, die er den Behörden mitteilt, die ihm anfangs nicht glauben? In jedem Fall ist das Buch ein außergewöhnliches Lesevergnügen, dass für mich eines der besten Bücher des heurigen Jahres ist.

Der Man Booker Preis

Nachdem mich Life of Pi wirklich begeistert hat, wollte ich mich genauer über den Man Booker Prize informieren und habe festgestellt, dass er für den besten Roman in englischer Sprache unter den Mitgliedern des Commonwealth und der Republik Irland verliehen wird.

Vernon God LittleAuch den Gewinner von 2003 gibt es schon. Im Oktober wurde der Roman Vernon God Little von D.B.C Pierre gewählt, den ich mir schon besorgt habe. Erste Leseprobe davon scheinen wirklich vielversprechend zu sein. Vielleicht wird dieser Roman das beste Buch, dass ich im nächsten Jahr lesen werde.