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Welche drei Dinge braucht man auf der berühmten, einsamen Insel? Waffen, einen Gefährten und ein Maskottchen, wenn es nach Albert Sánchez Pinol und seinem Roman Im Rausch der Stille geht.

Im Rausch der Stille ist der erste Roman des Autors Sánchez Pinol und bereits 2002 in seiner katalanischen Muttersprache erschienen. Aufgrund des großen Erfolges wurde das Buch in zahlreiche Sprachen übersetzt. Im August 2005 erfolgte schließlich die Veröffentlichung der deutschen Ausgabe. Bald darauf war der Roman bereits in den österreichischen Bestsellerlisten zu finden. Ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass es sich um einen literarischen Neuling handelt, der noch dazu mit einem Roman vertreten ist, der sich keinem eindeutigen Genre zuordnen lässt.

Flucht in die einsame Idylle

Albert Sánchez PinolDer Ich-Erzähler des Romans, ein von der Revolution enttäuschter Ire, übernimmt die Stelle des Wetterbeobachters auf einer abgelegenen Insel. Von den Menschen enttäuscht, hofft er dort auf ein erholsames, besinnliches Jahr. Sein einziger Gefährte auf dieser Insel ist der Leuchtturmwärter, ein wortkarger Sonderling. Doch statt der ersehnten Ruhe erfolgen schon in der ersten Nacht Angriffe von seltsamen Wesen, die aus dem Meer auftauchen und offenbar auf der Suche nach Frischfleisch sind. Da er im Besitz von großen Mengen Munition ist, gewährt ihm der Leuchtturmwärter schließlich Unterschlupf. Gemeinsam kämpfen sie gegen die anstürmenden Froschmenschen.

Der Leuchtturm wird jedoch auch von einem weiteren Wesen bewohnt. Der österreichische Leuchtturmwächter Battís Caffó hat einen der weiblichen Feinde zu seinem persönlichen Diener und Sexsklaven gemacht. Zuerst empfindet der Erzähler des Romans nur Abscheu, doch als er das Maskottchen näher kennenlernt, glaubt er Gefühle und Intelligenz bei ihr zu entdecken und strebt einen Dialog mit den unheimlichen Kreaturen an. Es gelingt ihm, den Kontakt mit einigen Kindern der Spezies aufzunehmen. Doch Caffó ist nur am Kampf und an der Vernichtung der Monster interessiert und es kommt zum totalen Zerwürfnis der Beiden.

Zwischen Blutrausch und Friedenspakt

Im Rausch der Stille beginnt wie ein harmloser Reiseroman, wandelt sich aber schon nach kürzester Zeit zum wüsten Gemetzel zwischen Mensch und Ungeheuer. Allerdings kommen dem Protagonisten schließlich Zweifel, ob diese Ungeheuer wirklich so bösartig sind, wie er ihnen unterstellt. Diese Entwicklung geht einher mit seiner Beziehung zu dem Maskottchen, das er anfangs als eines der Monster misshandelt, bis er sie zu seiner Liebesgespielin macht und Gefühle für sie entwickelt. Der versuchte Dialog ist aber alles andere als einfach, da diese Wesen nicht sprechen. Sein Gefährte Caffó glaubt nicht an eine friedliche Lösung und wird von seiner eigenen Wut zerstört. Wer jetzt ein Happy-End erwartet, muss sich allerdings auf eine Enttäuschung gefasst machen. Der Roman endet in etwa dort, wo er begonnen hat.

Albert Sánchez Pinol hat einen Roman geschaffen, der ungewöhnlich ist. Drastische Schilderungen von Kampfgemetzel wechseln mit gedanklichen Reflexionen über das Leben und die Bedeutung von Kultur, Gefühlen und menschlichen Verhaltensweisen. Als Anthropologe lässt Sánchez Pinol seine Hauptfigur die Handlungen der fremden Wesen hinterfragen. Er versucht ihr Leben und ihre Motive zum Kämpfen zu erforschen. Dadurch kommt es für den Leser immer wieder zu überraschenden Wendungen im Roman. Im Rausch der Stille bleibt spannend bis zur letzten Seite. Der zweite Roman des Autors Pandora al Congo wurde in der Originalsprache bereits veröffentlicht.

Im Rausch der Stille - Albert Sánchez PinolWeitere Infos:
www.zeit.de
www.3sat.de
www.cultura21.info
www.sandammeer.at
wasix meinte am Feb 4, 09:20:
spanischer horror mit tiefgang?
dem titel und dem cover nach ein fades buch. deiner beschreibung nach entpuppt sich der inhalt jedoch mit fortdauer zu einem "wüsten gemetzel". inklusive sexsklaven. wunderbar. ein stoff, aus dem man eigentlich einen herrlichen splatter drehen könnte. unbedingt verfilmen!!!

herrlich: "der österreichische leuchtturmwächter battís caffó"... ;-))) 
srocca antwortete am Feb 5, 15:48:
Splatter
Stimmt, wäre ein guter Stoff für einen abgedrehten Horrorstreifen. Die Spanier darf man nicht unterschätzen, schön langsam glaube ich, sie haben einen Hang zu fantastievollen Horrorszenen.