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Mit seinem Roman The Sea erhielt der irische Schriftsteller John Banville 16 Jahre nach seiner ersten Nominierung doch noch den Man Booker Prize.

John BanvilleSeine erste Nominierung erfolgte im Jahr 1989 für The Book of Evidence. Damals musste er sich Kazuo Ishiguro geschlagen geben. Doch 2005 gewann er mit The Sea gegen zahlreiche namhafte Konkurrenten wie Julian Barnes, Zadie Smith, Salman Rushdie und wieder Kazuo Ishiguro. Der Vorsitzende der Jury bezeichnete den Roman als "a masterly study of grief, memory and love recollected" (news.bbc.co.uk).

Der Ich-Erzähler des Romans - Max Morden - kehrt nach dem Tod seiner Frau wieder zurück in das Städtchen an der Küste, in dem er einen Teil seiner Kindheit verbracht hat. Dort schwelgt er in Erinnerungen und reflektiert über sein Leben. Über das letzte Jahr mit seiner schwer kranken Frau und seine Kindheitserlebnisse mit der Familie Grace in eben jenem Küstenort. Man erfährt wie er dort seine erste Liebe erlebte und wie diese unerwartet und auch tragisch endete. Trotzdem ist Max Morden nicht verbittert, er hat ein ganz angenehmes Leben gehabt, das er an jenem Ort ausklingen lassen möchte.

The Sea ist kein tieftrauriger Roman, auch wenn man das bei diesen Themen annehmen könnte. Die Schilderungen der tragischen Ereignisse erfolgen immer aus einer gewissen Distanz und lassen oft Spielraum für Reflexionen über das Leben im Allgemeinen. Woraus oft auch ein komischer oder sarkastischer Unterton entsteht. Wie Banville in einem Interview sagte, sieht er im Roman eigentlich eine ursprünglich komische Form, als Autor möchte er seine Leser zum Lachen bringen oder wenigstens zu einem melancholischen Lächeln. Zweiteres dürfte ihm mit The Sea jedenfalls gelungen sein. Für mich ist dieser Roman eines jener seltenen Werke, die man zu lesen beginnt, anfangs nicht so recht weiß ob man ihn mag oder nicht, schließlich immer mehr Gefallen daran findet und letztendlich bedauert, dass das Buch so schnell endet.

The Sea wird in deutscher Übersetzung wahrscheinlich im Herbst 2006 bei Kiepenheuer & Witsch erscheinen, wo auch schon zahlreiche andere Werke von John Banville veröffentlicht wurden. Ob man dort erwartet hat, dass der Autor den renommierten Man Booker Prize 2005 gewinnt ist fraglich, den Verkaufszahlen sollte es auf jeden Fall gut tun. John Banville selbst hat sich anlässlich der Preisverleihung bei seinem Verlag bedankt, der ihm über solange Zeit die Treue gehalten hat, trotz seiner oft schwer verkäuflichen, literarisch anspruchsvollen Bücher. "It's nice to see a work of art winning the Booker Prize - whether it's a good work of art or a bad one, it's what I intended it to be." (news.bbc.co.uk)

The Sea - John BanvilleWeitere Infos:
www.zeit.de
wikipedia.org
www.themodernword.com
wasix meinte am Mär 27, 10:52:
man booker prize als erfolgsgarant
krassestes beispiel war wohl 1996: graham swift mit seinem roman "last orders" (zu deutsch: "letzte runde"). vor seiner auszeichnung hatten in den england gerade mal 285 (!!!) menschen dieses buch gekauft. einen monat später waren es bereits beachtliche 33.000. 2001 kam es dann sogar zur verfilmung. mit michael caine in der hauptrolle. so kann's gehen... 
srocca antwortete am Mär 27, 18:50:
Last Orders
Aus irgendeinem Grund liegt genau dieses erwähnte Buch bei mir noch immer ungelesen im Buchregal. Du hast mich jetzt wieder daran erinnert. Der Booker Prize hat aber sicher positive Wirkung auf den Buchverkauf und den Erfolg des Autors.