Monica Alis zweiter Roman Alentejo Blue stellt dem Leser ein schwermütiges Portugal vor. Obwohl das "Blue" im Titel eigentlich auf die Bemalungen der dortigen Tür- und Fensterrahmen Bezug nimmt.
Eines vorweg: Wer sich einen zweiten Roman im Stil von Brick Lane erwartet, könnte ziemlich enttäuscht werden. Bei Brick Lane wird man sofort von der Geschichte überwältigt und will einfach wissen, wie sich alles weiterentwickelt. Der Leser hat eine eindeutige Bezugsperson, mit der er sich identifiziert und auch mitleiden kann. Das ist bei Alentejo Blue vollkommen anders. Das Buch besteht aus mehreren Geschichten, die lose miteinander verbunden sind. Diese Verbindung besteht darin, dass sich alle handelnden Personen in einem kleinen Ort - Marmarossa - aufhalten. Dieser Ort liegt in einer der ärmsten Regionen Portugals, dem Alentejo. Durch die einzelnen Charaktere erfährt man, wie es sich an solch einem Ort leben lässt.
Keine der auftretenden Figuren ist wirklich zufrieden mit ihrem Dasein. Für manche ist das Leben fast vorbei und sie müssen eine schicksalhafte Vergangenheit bewältigen. Andere träumen von einer besseren Zukunft. Einige haben schon glücklichere Tage erlebt. Der Ort Marmarossa und das Verhalten der dort ansässigen Menschen erinnert manchmal stark an einige ländliche Regionen Österreichs. Jeder kennt jeden, der Tratsch blüht, wirklich wichtige Dinge werden allerdings nicht miteinander besprochen. Es gibt die Uralten, die das Dorf nie verlassen haben. Es gibt Menschen im mittleren Alter, die einen Teil ihres Lebens in einer größeren Stadt verbracht haben und wieder zurückgekehrt sind. Es gibt die legendenumwobenen Auswanderer, die irgendwo in der Ferne ihr Glück gemacht haben sollen. Es gibt Jugendliche, die unbedingt aus der Enge der dörflichen Gemeinschaft flüchten wollen, aber nicht wissen, wie sie es der Mutter sagen sollen. Und es gibt Urlauber und Aussteiger aus großen Städten, die die Idylle des kleinen Dorfes zu schätzen wissen.
Monica Ali, deren Mutter aus England und deren Vater aus Bangladesh stammt, schilderte in Brick Lane das Schicksal von Zuwanderern in Londons Brick Lane. In Alentejo Blue geht sie den umgekehrten Weg. In Marmarossa halten sich einige Engländer auf, die für die dortigen Einwohner die Fremden sind, gleichzeitig aber auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft durch Tourismus. Warum sich Monica Ali ausgerechnet das portugiesische Alentejo als Handlungsschauplatz ausgesucht hat, ist einfach zu erklären. Die Autorin und ihr Mann besitzen selbst ein Ferienhaus in dieser Gegend, wie sie in einem Interview beschreibt: "When I would sit down at my desk in London, I would still have all these images and thoughts of Portugal, and stories and characters kept inserting themselves into my mind. I resisted for a while. I was a bit annoyed because I'd planned something else. I never really bought the idea that the material chooses you rather than you choosing it, but it turns out that it does. This was presenting itself to me, and the obvious thing was to go ahead and write it."
Für meinen Geschmack ist Alentejo Blue etwas zu depressiv, wenn auch zuweilen ein wenig Humor dafür sorgt, dass man nicht vollkommen in Schwermütigkeit versinkt. Trotzdem haben die Geschichten auch einen gewissen Reiz, vor allem der Aufbau ist interessant. Man erhält einen Einblick ins Dorfleben durch die unterschiedlichsten Augen gesehen. Das Ganze als Roman zu bezeichnen, würde dann aber auch zu weit gehen. Vielmehr handelt es sich bei diesem Buch um lose miteinander verknüpfte Erzählungen. Nur ein teilweise gelungenes Experiment, weil Alentejo Blue auf mich irgendwie unvollständig wirkt. Vielleicht ist das aber auch so beabsichtigt. Das Buch gibt es übrigens auch in deutscher Sprache bei Droemer/Knaur.
Weitere Infos:
tls.timesonline.co.uk
www.washingtonpost.com
www.literatur-fast-pur.de
www.wz-newsline.de
Eines vorweg: Wer sich einen zweiten Roman im Stil von Brick Lane erwartet, könnte ziemlich enttäuscht werden. Bei Brick Lane wird man sofort von der Geschichte überwältigt und will einfach wissen, wie sich alles weiterentwickelt. Der Leser hat eine eindeutige Bezugsperson, mit der er sich identifiziert und auch mitleiden kann. Das ist bei Alentejo Blue vollkommen anders. Das Buch besteht aus mehreren Geschichten, die lose miteinander verbunden sind. Diese Verbindung besteht darin, dass sich alle handelnden Personen in einem kleinen Ort - Marmarossa - aufhalten. Dieser Ort liegt in einer der ärmsten Regionen Portugals, dem Alentejo. Durch die einzelnen Charaktere erfährt man, wie es sich an solch einem Ort leben lässt.
Keine der auftretenden Figuren ist wirklich zufrieden mit ihrem Dasein. Für manche ist das Leben fast vorbei und sie müssen eine schicksalhafte Vergangenheit bewältigen. Andere träumen von einer besseren Zukunft. Einige haben schon glücklichere Tage erlebt. Der Ort Marmarossa und das Verhalten der dort ansässigen Menschen erinnert manchmal stark an einige ländliche Regionen Österreichs. Jeder kennt jeden, der Tratsch blüht, wirklich wichtige Dinge werden allerdings nicht miteinander besprochen. Es gibt die Uralten, die das Dorf nie verlassen haben. Es gibt Menschen im mittleren Alter, die einen Teil ihres Lebens in einer größeren Stadt verbracht haben und wieder zurückgekehrt sind. Es gibt die legendenumwobenen Auswanderer, die irgendwo in der Ferne ihr Glück gemacht haben sollen. Es gibt Jugendliche, die unbedingt aus der Enge der dörflichen Gemeinschaft flüchten wollen, aber nicht wissen, wie sie es der Mutter sagen sollen. Und es gibt Urlauber und Aussteiger aus großen Städten, die die Idylle des kleinen Dorfes zu schätzen wissen.
Monica Ali, deren Mutter aus England und deren Vater aus Bangladesh stammt, schilderte in Brick Lane das Schicksal von Zuwanderern in Londons Brick Lane. In Alentejo Blue geht sie den umgekehrten Weg. In Marmarossa halten sich einige Engländer auf, die für die dortigen Einwohner die Fremden sind, gleichzeitig aber auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft durch Tourismus. Warum sich Monica Ali ausgerechnet das portugiesische Alentejo als Handlungsschauplatz ausgesucht hat, ist einfach zu erklären. Die Autorin und ihr Mann besitzen selbst ein Ferienhaus in dieser Gegend, wie sie in einem Interview beschreibt: "When I would sit down at my desk in London, I would still have all these images and thoughts of Portugal, and stories and characters kept inserting themselves into my mind. I resisted for a while. I was a bit annoyed because I'd planned something else. I never really bought the idea that the material chooses you rather than you choosing it, but it turns out that it does. This was presenting itself to me, and the obvious thing was to go ahead and write it."
Für meinen Geschmack ist Alentejo Blue etwas zu depressiv, wenn auch zuweilen ein wenig Humor dafür sorgt, dass man nicht vollkommen in Schwermütigkeit versinkt. Trotzdem haben die Geschichten auch einen gewissen Reiz, vor allem der Aufbau ist interessant. Man erhält einen Einblick ins Dorfleben durch die unterschiedlichsten Augen gesehen. Das Ganze als Roman zu bezeichnen, würde dann aber auch zu weit gehen. Vielmehr handelt es sich bei diesem Buch um lose miteinander verknüpfte Erzählungen. Nur ein teilweise gelungenes Experiment, weil Alentejo Blue auf mich irgendwie unvollständig wirkt. Vielleicht ist das aber auch so beabsichtigt. Das Buch gibt es übrigens auch in deutscher Sprache bei Droemer/Knaur.
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