Philip K. Dicks autobiografisch gefärbter Roman als animierter Kinofilm, gekonnt in Szene gesetzt von Richard Linklater. Was hätte der Autor wohl dazu gesagt?
Meiner Meinung nach könnte Dick mit dieser Kinoversion höchst zufrieden sein. Selten habe ich nach der Verfilmung eines Buches begeisterter das Kino verlassen. Die paranoide Stimmung des Buches ist im Film perfekt dargestellt. Die verwendete Animationstechnik der Rotoskopie war die ideale Wahl für die Umsetzung der sowohl düsteren als auch humorvollen Geschichte. Diese Form der Animation hat Linklater bereits in Waking Life verwendet. Bei dieser Technik werden Realfilmsequenzen anschließend von Animationskünstlern bearbeitet. Das Patent dazu stammt aus dem Jahr 1917 von Max Fleischer für seinen Cartoon Out of the Inkwell.
A Scanner Darkly (Der dunkle Schirm, dt. Titel) ist einer der späten Romane von Philip K. Dick. Er wurde erst 1977 veröffentlicht, nachdem der Autor mehrere Jahre daran gearbeitet hatte. Die Geschichte weist einige autobiografische Elemente auf. So wurde Dick, dem Drogenkonsum nicht abgeneigt, nach einem Selbstmordversuch in eine Drogenentzugsklinik eingewiesen. Er widmet den Roman im Nachwort einigen Freunden, die durch Drogen gestorben sind oder schwere Folgeschäden erlitten haben: "Der dunkle Schirm erzählt die Geschichte einer Gruppe von Menschen, die für das, was sie taten, viel zu hart bestraft wurden." Auch das Gefühl, ständig überwacht zu werden, kannte Dick aus eigener Erfahrung. Sein Haus wurde - wahrscheinlich durch die CIA - gründlichst durchsucht, wie er auch in einem Interview schildert. Aufgeklärt konnte dieser Vorfall nie werden.
Die Hauptfigur des Buches Bob Arctor, im Film dargestellt von Keanu Reeves, ist süchtig nach der Droge Substance D (wie Death). Gleichzeitig arbeitet er unter dem Namen Fred als verdeckter Drogenermittler. Richtig kompliziert wird es erst, nachdem Fred den Auftrag erhält, den Verdächtigen Bob Arctor zu überwachen. Das Leben von Bob und seinen Freunden dreht sich um Drogenbeschaffung und mehr oder weniger sinnlose Dialoge und Aktivitäten. In dessen Haus werden Kameras installiert und eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung durch Fred begonnen. Für Bob/Fred beginnt die Realität zunehmend zu verschwimmen, denn Substance D verursacht Wahrnehmungsstörungen im Gehirn. Als Bobs/Freds Zustand wirklich schlimm wird, liefert ihn seine Freundin Donna, gespielt von Winona Ryder, in eine Drogenentzugsklinik ein. Dort soll sein Zustand stabilisiert werden. Bleibende Schäden sind allerdings gesichert.
Viele der Figuren haben ihre Geheimnisse, sie arbeiten als Spitzel oder Agenten und beobachten sich alle gegenseitig. Menschen wie Bob Arctor werden einem übergeordneten Ziel geopfert. Auch hinter den Aktionen der Regierung verbergen sich dunkle Machenschaften, nichts ist wie es zu sein scheint. Am Ende findet Bob die Ausgangspflanze zur Droge Substance D, eine blaue Blume. Was für mich eigentlich ein versöhnliches Ende ist, möglicherweise aber eine falsche Interpretation. So ist auch Novalis Heinrich von Ofterdingen auf der Suche nach der Blauen Blume, dem Symbol der Romantik. Sie steht für die Suche nach dem Unendlichen, nach etwas Unerreichbaren und auch dem eigenen, besseren Selbst. Bob Arctor pflückt eine dieser Blumen, um sie seinen Freunden bei einem möglichen Wiedertreffen mitzubringen.
In der Kinoversion hat vor allem die Stimmung des Films genau die Vorlage getroffen. Paranoid, düster mit durchgeknallten und humorvollen Dialogen lässt Linklater keine Wünsche offen. Auch die ausgewählten Schauspieler sind beeindruckend, allen voran Keanu Reeves, eigentlich zu gut aussehend für diese Rolle. Schauspielerischer Höhepunkt ist für mich aber wieder einmal Robert Downey Jr., als Bob Actors durchgeknallter Mitbewohner James Barris. Natürlich gab es auch das eine oder andere Detail, das von der Vorlage abgewichen ist, oder das ich mir anders vorgestellt hätte. Aber andererseits kann eine Literaturverfilmung immer nur die Interpretation der Vorlage sein und in diesem Fall handelt es sich um eine großartige Interpretation.
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Meiner Meinung nach könnte Dick mit dieser Kinoversion höchst zufrieden sein. Selten habe ich nach der Verfilmung eines Buches begeisterter das Kino verlassen. Die paranoide Stimmung des Buches ist im Film perfekt dargestellt. Die verwendete Animationstechnik der Rotoskopie war die ideale Wahl für die Umsetzung der sowohl düsteren als auch humorvollen Geschichte. Diese Form der Animation hat Linklater bereits in Waking Life verwendet. Bei dieser Technik werden Realfilmsequenzen anschließend von Animationskünstlern bearbeitet. Das Patent dazu stammt aus dem Jahr 1917 von Max Fleischer für seinen Cartoon Out of the Inkwell.
A Scanner Darkly (Der dunkle Schirm, dt. Titel) ist einer der späten Romane von Philip K. Dick. Er wurde erst 1977 veröffentlicht, nachdem der Autor mehrere Jahre daran gearbeitet hatte. Die Geschichte weist einige autobiografische Elemente auf. So wurde Dick, dem Drogenkonsum nicht abgeneigt, nach einem Selbstmordversuch in eine Drogenentzugsklinik eingewiesen. Er widmet den Roman im Nachwort einigen Freunden, die durch Drogen gestorben sind oder schwere Folgeschäden erlitten haben: "Der dunkle Schirm erzählt die Geschichte einer Gruppe von Menschen, die für das, was sie taten, viel zu hart bestraft wurden." Auch das Gefühl, ständig überwacht zu werden, kannte Dick aus eigener Erfahrung. Sein Haus wurde - wahrscheinlich durch die CIA - gründlichst durchsucht, wie er auch in einem Interview schildert. Aufgeklärt konnte dieser Vorfall nie werden.
Die Hauptfigur des Buches Bob Arctor, im Film dargestellt von Keanu Reeves, ist süchtig nach der Droge Substance D (wie Death). Gleichzeitig arbeitet er unter dem Namen Fred als verdeckter Drogenermittler. Richtig kompliziert wird es erst, nachdem Fred den Auftrag erhält, den Verdächtigen Bob Arctor zu überwachen. Das Leben von Bob und seinen Freunden dreht sich um Drogenbeschaffung und mehr oder weniger sinnlose Dialoge und Aktivitäten. In dessen Haus werden Kameras installiert und eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung durch Fred begonnen. Für Bob/Fred beginnt die Realität zunehmend zu verschwimmen, denn Substance D verursacht Wahrnehmungsstörungen im Gehirn. Als Bobs/Freds Zustand wirklich schlimm wird, liefert ihn seine Freundin Donna, gespielt von Winona Ryder, in eine Drogenentzugsklinik ein. Dort soll sein Zustand stabilisiert werden. Bleibende Schäden sind allerdings gesichert.
Viele der Figuren haben ihre Geheimnisse, sie arbeiten als Spitzel oder Agenten und beobachten sich alle gegenseitig. Menschen wie Bob Arctor werden einem übergeordneten Ziel geopfert. Auch hinter den Aktionen der Regierung verbergen sich dunkle Machenschaften, nichts ist wie es zu sein scheint. Am Ende findet Bob die Ausgangspflanze zur Droge Substance D, eine blaue Blume. Was für mich eigentlich ein versöhnliches Ende ist, möglicherweise aber eine falsche Interpretation. So ist auch Novalis Heinrich von Ofterdingen auf der Suche nach der Blauen Blume, dem Symbol der Romantik. Sie steht für die Suche nach dem Unendlichen, nach etwas Unerreichbaren und auch dem eigenen, besseren Selbst. Bob Arctor pflückt eine dieser Blumen, um sie seinen Freunden bei einem möglichen Wiedertreffen mitzubringen.
In der Kinoversion hat vor allem die Stimmung des Films genau die Vorlage getroffen. Paranoid, düster mit durchgeknallten und humorvollen Dialogen lässt Linklater keine Wünsche offen. Auch die ausgewählten Schauspieler sind beeindruckend, allen voran Keanu Reeves, eigentlich zu gut aussehend für diese Rolle. Schauspielerischer Höhepunkt ist für mich aber wieder einmal Robert Downey Jr., als Bob Actors durchgeknallter Mitbewohner James Barris. Natürlich gab es auch das eine oder andere Detail, das von der Vorlage abgewichen ist, oder das ich mir anders vorgestellt hätte. Aber andererseits kann eine Literaturverfilmung immer nur die Interpretation der Vorlage sein und in diesem Fall handelt es sich um eine großartige Interpretation.
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wasix meinte am Jan 27, 09:33:
dvd
da es den wirklich empfehlenswerten film hierzulande - mal ausgenommen von den zwei viennale-aufführungen im vergangenen oktober - wohl nie im kino zu sehen geben wird, sei allen interessierten der dvd-release nahegelegt. als import ist das teil bereits seit gut einem monat käuflich zu erwerben. und von wegen mal kucken: [klick!] ...zumindestens was wien und umgebung betrifft.
srocca antwortete am Jan 28, 14:00:
DVD
Bin gespannt, ob es eine deutsche DVD-Version überhaupt geben wird. Bei den teilweise wirren Texten wäre die Übersetzung schon interessant.
kaschte (Gast) meinte am Jan 7, 01:33:
wtf??
hmm, ich muss leider sagen, dass der verfasser dieses resumes, den film hinten und vorne nicht begriffen hat. lest bitte den artikel auf wikipedia um klarheit zu schaffen...