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"I thought, if there was no future, how would we behave?" - P.D. James düstere Zukunftsvision Children of Men läuft gerade in einer Adaption von Alfonso Cuarón in unseren Kinos.

Da ich zuvor noch nie einen Roman der "Queen of Crime" gelesen hatte, war der angekündigte Filmstart von Children of Men Grund genug, es endlich zu tun. Obwohl gerade dieser Roman nicht wirklich typisch für die Autorin ist, handelt es sich dabei doch um einen der ganz wenigen Nicht-Krimis aus ihrer Feder. P.D. James Karriere ist interessant. In Interviews betont sie, dass sie immer schon Autorin werden wollte. Ihre Lebensumstände ließen die erste Krimiveröffentlichung allerdings erst in ihrem zweiundvierzigsten Lebensjahr - 1962 - zu. Seit damals schreibt sie regelmäßig, besonders häufig seit ihrer Pensionierung im Jahr 1980. Ihr bislang letzter Krimi erschien 2005.

P.D. JamesP.D. James sieht aus wie man sich eine nette, ältere, britische Großmutter vorstellt. Children of Men hat sie 1992, im Alter von 72 Jahren, herausgebracht. In diesem Alter wäre ich dann gerne auch in der Lage so einen Roman zu Stande zu bringen: Tolle Sprache, glaubwürdige und interessante Charaktere und unglaublich düstere Zukunftsvisionen, die sehr viel Raum für gesellschaftskritische Betrachtungen lassen. Die Handlung von Children of Men (Dt. Fassung: Im Land der leeren Häuser) basiert auf der Idee, dass die Menschheit unfruchtbar geworden ist, was in vielen Teilen der Welt zu anarchistischen Zuständen führt. Nur in Großbritannien lässt es sich einigermaßen geordnet leben, dank der Herrschaft von Xan Lypiatt. Er sorgt mit strenger Hand für Ordnung. Es gibt regelmäßige Fruchtbarkeitskontrollen. Eine eigene Insel, auf der überführte Verbrecher abgeschieden vom Rest Englands ums Überleben kämpfen müssen. Und den geförderten, ritualisierten Selbstmord - durch Ertrinken - von älteren, nutzlosen Menschen.

Clive Owen als Theodore Faron,  Claire-Hope Ashitey als KeeTheo Faren, Universitäts- professor, ehemaliger Berater und Cousin des Herrschers lebt ein sehr zurückgezogenes Leben. Bis zu dem Tag, an dem er von einer ehemaligen Schülerin - Julian - um Hilfe gebeten wird. Sie und ihre Gruppe wollen Großbritannien verändern. Theo soll als Fürsprecher bei Xan Lypiatt vermitteln. Doch Julian wird schwanger und will ihr Kind, ohne die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erregen, gebären. Also stellt Theo sich gegen seinen Cousin und verhilft Julian zur Flucht aufs Land. Wer jetzt meint, dass sich die Geschichte irgenwie anders anhört, als der Film der gerade in unseren Kinos läuft, hat damit vollkommen recht. Viele Ähnlichkeiten gibt es nicht.

Regisseur Alfonso Cuarón hat am Drehbuch selbst mitgearbeitet. Sehr viel mehr als die Grundidee des Buches ist aber nicht geblieben. Die Gemeinsamkeiten: Die Menschen können sich nicht mehr vermehren. Es gibt Personen, die auch im Buch vorkommen, allerdings meist mit vollkommen anderen Charakteristiken. Und es ist ein Baby unterwegs, das beschützt werden muss. Interessanterweise werden zwischendurch einzelne Szenen aus dem Buch bis ins Detail übernommen. Beispielsweise der Dialog mit der mitreisenden Hebamme, die das Ende der Geburten und den Wiederanfang sehen darf. Oder der Beginn des Films mit der Berichterstattung über den Tod des jünsten Erdenbewohners. Ansonsten ist nicht viel von der Vorlage im Film zu erkennen. Trotzdem möchte und könnte ich nicht sagen, welcher Form ich den Vorzug geben würde. Beide Versionen haben Stärken und Schwächen. Der Film ist vor allem optisch sehr gelungen, auch wenn einige Änderungen für mich nicht notwendig gewesen wären. So gefällt mir das Ende des Buches besser als das des Filmes. Ist aber sicher Geschmackssache. Fazit: Bis jetzt habe ich keine Verfilmung eines Romanes gesehen, der weniger mit der Vorlage zu tun hatte und trotzdem dermaßen gut gelungen ist.

Children of Men - P.D. JamesIm Land der leeren Häuser - P.D. JamesWeitere Infos:
nonstop.twoday.net
www.childrenofmen.net
www.brothersjudd.com
www.krimi-couch.de
wasix meinte am Nov 20, 11:04:
coole omi
mit 72 die vorlage für einen (späteren) science-fiction film veröffentlicht. mit 86 noch als (erfolgreiche) krimiautorin tätig. das nenne ich mal 'ne coole omi...

das foto da oben sieht übrigens aus wie eines meiner urgroßmutter, das ich mal irgendwann/irgendwo gesehen habe. nur halt in schwar-weiß. sachen gibt's... ;-)))

p.s.: sehr guter film !!! 
srocca antwortete am Dez 3, 18:16:
Der einzige Trost ist...
dass wir bis zum 72. Lebensjahr noch jede Menge Zeit haben, um erfolgreiche Schriftsteller zu werden.