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Adam Thirlwells Politics liegt schon seit einiger Zeit lesebereit auf meinem Tisch. Jetzt frage ich mich: Warum habe ich dieses ausgesprochen unterhaltsame Buch eigentlich nicht früher gelesen?

Wahrscheinlich hatte ich Bedenken wegen des schon etwas überstrapazierten Beziehungs-Sex-Themas. Außerdem bin ich immer misstrauisch, wenn ein Roman derartig schnell auf Bestsellerlisten in aller Welt gelangt. Ein weiterer Grund war, dass mir weder das deutschsprachige Cover noch der Titel Strategie gefiel. Also beschloss ich auf die englische Taschenbuchversion zu warten. Diese Fassung erschien mir dann als geeignete Lektüre für die letzten Sonnenstrahlen an einem italienischen Strand.

Beziehungen

Adam ThirlwellIn Politics erzählt Adam Thirlwell die Geschichte von Nana und Moshe. Die Beiden lernen sich kennen, verlieben sich, ziehen zusammen, versuchen ihr Sexleben aufregender zu gestalten und trennen sich wieder. Dieser Inhalt klingt nicht besonders aufregend. Aber Thirlwell hat mit diesem Thema einen wirklich originellen Roman erschaffen. Die Beziehung von Nana und Moshe wird zu einem großen Teil durch ihr Sexualleben beschrieben. Nana hat keinen wirklichen Spaß an Sex, das war immer schon so. Deswegen versucht sie Moshe durch immer wieder neue Experimente zu begeistern. Viele davon sind allerdings nicht wirklich erfolgreich. Erst die Mènage à trois mit Anjali, einer Kollegin von Moshe, scheint zu funktionieren. Diese Dreierbeziehung ist aber auch der Anfang vom Ende der Liebesgeschichte zwischen Nana und Moshe.

Eine wichtige Rolle in Politics spielt auch Nanas Vater. Die Beiden verstehen sich großartig und unternehmen vieles gemeinsam. Er ist dabei, als sich Nana und Moshe das erste Mal treffen und seine Krankheit ist der offizielle Grund für das Ende der Verbindung zwischen Nana und Moshe.

Bei der Beschreibung von diesen zwischenmenschlichen Beziehungen wird die Verbindung zum Titel des Werkes, nämlich Politics, klar. Wichtig für alle Beziehungen ist eine gewisse Diplomatie. Das gilt sowohl für die Politik, als auch für das Privatleben. Thirlwell zeigt diese Tatsache anhand von Exkursen zu prominenten Persönlichkeiten aus Geschichte und Philosophie.

Allwissender Erzähler

Das Besondere an Politics ist aber der dominante Erzähler. Er äußert seine Meinung zu verschiedenen Themen und spricht des öfteren den Leser direkt an. Der Erzähler kommentiert die Figuren und erklärt ihre Gefühle und Stimmungen. Genau diese Art des Erzählens macht den Roman ungewöhnlich und unterhaltsam. Wie schon erwähnt wird die Beziehung von Nana und Moshe vor allem durch ihr Sexualleben definiert. Die kommentierten Schilderungen der sexuellen Handlungen in Politics sorgen dafür, dass in diesem Roman die Sexszenen zu den am wenigsten erotischen gehören, die ich jemals gelesen habe. Das meine ich als Kompliment, denn gleichzeitig sind es auch die witzigsten Szenen dieser Art, die ich kenne.

"The next event in this story is a blow job.
I suppose this could be seen as a good thing or a bad thing. Personally, I think it was a good thing. This is not because I think blow jobs are intrinsically a good thing. Well no, I do think blow jobs are a good thing, I am rarley averse to a blow job, but that is not why I think that a blow job was the right thing here."


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