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Eine vagabundierende Visionärin wirkt Wunder in David Gutersons neuestem Roman Unsere liebe Frau vom Wald.

Die sechzehnjährige Ann Holmes wohnt am Campingplatz von North Fork und verdient sich ihren Lebensunterhalt durch Pilze sammeln. Sie hat wenig Kontakt zu den anderen Bewohnern des Campingplatzes. Das ändert sich schlagartig, nachdem sie in einer Vision von der Jungfrau Maria um Hilfe gebeten wird. Die Botschaft lautet, dass die Menschen sich bessern müssen, um den Zorn Gottes nicht auf sich zu ziehen. Außerdem soll Ann den Bau einer neuen Kirche für North Folk initiieren.

Die Visionen

Bei der ersten Erscheinung ist Ann alleine im Wald. Sie hat anfangs Angst und hält ihre Wahrnehmung für eine Art Ufo oder eine Vision des Teufels. Sie erzählt einer anderen Camperin, Carolyn Greer, davon. Am nächsten Tag begeben sich die beiden Frauen abermals in den Wald. Ann hat wiederum eine Vision und wird von der Mutter Gottes aufgefordert, am nächsten Tag nochmals an die selbe Stelle zu kommen. Diese Begebenheit spricht sich herum, also wird Ann von mehreren Menschen begleitet. Alle sind Zeugen einer neuerlichen Vision. Immer mehr Menschen versuchen an den göttlichen Erscheinungen teilzuhaben, der Campingplatz wird schließlich zur Stätte der Verehrung von Ann Holmes. Besonders nachdem einige der Gläubigen von Wundern erzählen, die Ann bewirkt haben soll.

Die Pilger

Die Gläubigen, die Ann in den Wald folgen, kommen aus unterschiedlichen Motiven. Einige haben Krankheiten von denen sie geheilt zu werden hoffen. Andere sind Touristen, die von einer Marienerscheinung zur nächsten pilgern. Viele folgen ihr aus Kuriosität. Manche hoffen finanziell davon zu profitieren. Die Geschäftsleute von North Fork erkennen bald, dass man mit derartig vielen Menschen sehr gut Geschäfte machen kann. Sie brauchen Verpflegung, eine Gelegenheit zum Übernachten und sogar Souvenirs. Auch Carolyn erkennt bald, dass sie mit Ann eine Menge Geld verdienen kann. Sie fungiert als Beraterin und Beschützerin und hilft Geld von den Pilgern zu sammeln.

Die katholische Kirche

Ann bittet den ortsansässigen Pfarrer um Hilfe beim Bau der Kirche. Er ist nicht wirklich überzeugt von Anns Visionen und hat mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Er zweifelt an der Sinnhaftigkeit seines Lebens als Pfarrers, das Zölibat fällt ihm schwer und seine täglichen Pflichten machen ihm wenig Freude. Als sich immer mehr Menschen einfinden, um an Anns Visionen teilzuhaben, entsendet der Bischof einen anderen Geistlichen, um die Echtheit der Marienerscheinungen zu untersuchen. Dieser ist überzeugt, dass Anns Visionen durch früheren Drogenkonsum verursacht werden. Da Ann nicht einmal Katholikin ist, erscheint es ihm vollkommen ausgeschlossen, dass sie von der Jungfrau Maria erwählt sein könnte.

Die Visionärin

David GutersonAuch Ann selbst versteht nicht wirklich, warum gerade sie auserwählt wurde. Sie fühlt sich unrein, da sie vom Freund ihrer Mutter missbraucht wurde und deswegen eine Abtreibung hinter sich hat. Sie ist von zu Hause ausgerissen, hat Drogen genommen, gestohlen und auch sonst kein gläubiges Leben geführt. Doch sie glaubt an ihren Auftrag und nimmt diesen sehr ernst. Trotz ihrer fortschreitenden Krankheit lässt sie nichts unversucht, die Gebote der Mutter Gottes zu erfüllen.

Was Guterson bei dieser Geschichte interessiert hat, ist die Übereinstimmung die bei vielen überlieferten Marienerscheinungen zu erkennen ist. Meist handelt es sich bei den Visionärinnen um junge Mädchen, aus einfachen Verhältnissen. Oft finden sie zu Zeiten statt, die von unsicherer wirtschaftlicher Lage geprägt sind. Meist wird von Wundern berichtet. Diese Erscheinungen werden normalerweise von der Kirche untersucht und sehr selten anerkannt.

Unsere liebe Frau vom Wald lädt den Leser zum Nachdenken ein. Wie reagieren Menschen auf unerklärliche Ereignisse? Guterson vermittelt sehr viele Perspektiven zu den Visionen Anns. Einerseits gibt es Ann und ihre Anhänger, für die die Realität der Ereignisse außer Frage steht. Andererseits gibt es viele Zweifler. Außerdem bieten Marienvisionen großartige Möglichkeiten, einen heruntergekommenen Ort zu sanieren. Der Autor diskutiert das Für und Wider, ohne selbst Stellung zu beziehen.

"We don't believe because there are miracles; on the contrary, there are "miracles"—complex, gradual, nuanced changes in our lives — because we believe. And as you say, I don't direct readers to believe anything one way or the other." www.bookreporter.com

Linksammlung:
www.randomhouse.de
oe1.orf.at
www.falter.at
www.barnesandnoble.com