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Wie kommt es, dass viele der unterhaltsamsten Krimiautoren Briten sind? Und was ist eigentlich der Grund, dass einige von diesen nie in deutscher Sprache erscheinen?

Einer davon ist Christopher Brookmyre, dessen achter(!) Krimi Be my enemy heuer erschienen ist. In Großbritannien ist er einer der Krimistars. Er hat für seinen Erstling Quite Ugly One Morning 1996 den First Blood Award, einen Preis für den besten Krimierstling erhalten. Dieser Roman wurde inzwischen auch als TV Produktion mit James Nesbitt in der Rolle des Journalisten Jack Parlabane verfilmt. Brookmyre ist also auf der Insel kein Unbekannter.

F**k this for a game of soldiers

Christopher BrookmyreIch wurde auf Be my enemy beim heurigen Londonaufenthalt aufmerksam. Nachdem ich das Buchcover, den Titel und den Plot unterhaltsam fand, habe ich den Roman erworben. Auch in diesem Krimi ist der Journalist Jack Parlabane eine der Hauptfiguren. Er wird eingeladen an einem neuen, ultimativen Motivationsurlaubsprogramm teilzunehmen. Unter der Bedingung, dass er auch einen befreundeten Fotografen mitnehmen darf, sagt er zu. Das Wochenende findet in einer verlassenen, schottischen Gegend statt. Dort wird eine Gruppe von Auserwählten in einem alten Landsitz, nun ein Hotel, untergebracht. Parlabane befindet sich inmitten von PR- und Werbeleuten, die ihm suspekt sind.

Aus diesem bunt gewürfelten Haufen soll ein eingeschworenes Team entstehen. Dazu müssen verschiedene Aufgaben bewältigt werden. Fingierte Wettkämpfe mit Farbkanonen, Überbrückung von Hindernissen zu Wasser und Land scheinen anfangs wirklich Gemeinschaftssinn wachsen zu lassen. Wären da nicht die unterschiedlichen politischen Ansichten der Teilnehmer, die zu zahlreichen Diskussionen führen. Doch alles kommt anders als man denkt, denn im umliegenden Wald gibt es eine Gruppe von Soldaten, die nichts Gutes im Schilde führen. Der Urlaub wird zum Alptraum. Ein blutiges Gemetzel kann beginnen.

The sacred art of stealing

Viele Kritiker werfen Brookmyre vor, dass er sich bei Be my enemy wiederholt und auf Altbewährtes aus seinen früheren Büchern zurückgreift. Trotzdem sind sie sich großteils einig, dass der Roman gute Unterhaltung ist. Dieser Aussage kann man sich guten Gewissens anschließen. Be my enemy ist zu gleichen Teilen spannend und amüsant. Ich konnte mir einige Male ein Lachen nicht verkneifen. Brookmyre beleuchtet zynisch Weltansichten und Weltgeschehen. Daneben entwickelt er einen im wahrsten Sinn des Wortes unglaublichen Plot. Manches wirkt an den Haaren herbeigezogen, dadurch wird aber auch nichts wirklich vorhersehbar. Die Geschichte bleibt spannend bis zum Schluss. Für mich ein weiterer Pluspunkt ist, dass es keinen Kommissar oder Detektiv gibt, der alles aufklären und beleuchten muss. Dadurch ist möglich, was diesen Krimi auszeichnet: Action pur.

Jetzt die schlechte Nachricht für alle, denen ich Leselust gemacht habe. Dieses Buch gibt es ausschließlich in englischer Sprache, die in diesem Fall nicht immer einfach zu lesen ist. Das mag daran liegen, dass Brookmyre aus Glasgow stammt, was sich sprachlich niederschlägt. Trotzdem ist der Roman für Fans von boshaften Krimis die Mühe wert.

Mehr dazu:
www.brookmyre.co.uk
www.contemporarywriters.com
scotland.ideasfactory.com