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Alison Bechdel hat mit Fun Home - A Family Tragicomic ein illustriertes Stück anspruchsvolle Comic-Literatur vorgelegt. Ein Widerspruch in sich?

Es soll noch immer Zweifler geben, die meinen, ein Comic kann niemals anspruchsvoll oder gar Literatur sein. Diese Spezies hat allerdings meist noch nichts von der Gattung Graphic Novel gehört. Im deutschen Vokabular ist noch nicht einmal eine offizielle Übersetzung dafür vorhanden. Was möglicherweise dazu führt, dass in einem Großteil der österreichischen Buchhandlungen besagte Graphic Novels gleich neben dem Kinderbuchbereich, kombiniert mit Micky Maus, Donald Duck und diversen Mangas stehen. Nichts gegen Micky Maus & Co., habe ich auch immer gerne angeschaut. Doch wenn Art Spiegelmans Maus, oder eben jetzt Alison Bechdels Fun Home so positioniert sind, verursacht mir das Magenkrämpfe.

Alison Bechdel - Fun HomeFun Home ist autobiografisch. Alison Bechdel erzählt ihre Kindheit, reflektiert durch Ihre Beziehung zum nicht ganz einfachen Vater. Alison wächst mit Lehrer-Eltern, die als Nebenerwerb ein Leichenschauhaus betreiben - daher auch der zweideutige Titel Fun(eral) Home - auf. Sie entdeckt früh ihre Liebe zu Literatur und Büchern, eines der Dinge, die sie mit ihrem Vater verbinden. Im College erkennt Alison ihre Vorliebe für das weibliche Geschlecht und sendet einen Coming-Out-Brief an ihre Eltern. Die Reaktionen sind überraschend und Alison erfährt von der nicht eingestandenen Vorliebe ihres Vaters für junge Burschen. Kurz danach kommt er bei einem Autounfall ums Leben, der genauso gut ein Selbstmord gewesen sein könnte.

Alison Bechdel hat mit Fun Home einen unerwarteten Bestseller geschaffen, der in den USA vom Time Magazine zum besten Buch 2007 gekürt wurde und mehrere Preise erhalten hat. Um Fun Home fertigzustellen, benötigte Bechdel insgesamt sieben Jahre, kein Wunder wenn man sich vor Augen führt, dass Text und Illustrationen von ihr stammen: "The more fun, exciting part for me is the writing. I love the drawing, but it's work." (Interview) Die Autorin ist allerdings kein Neuling in diesem Genre, denn sie schreibt bereits seit 1983 an der Comic-Serie Dykes to watch out for, vorallem in der schwul-lesbischen Szene bekannt. Durch den Erfolg von Fun Home erreichte sie erstmals auch Mainstream-Publikum. Der Comic-Roman ist in deutscher Sprache beim Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen. Eine gute Gelegenheit also, sich mit der unüblichen Gattung der Graphic Novel anzufreunden.

Fun Home - Alison BechdelWeitere Infos:
de.wikipedia.org
www.welt.de
jetzt.sueddeutsche.de