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600 Männer warten auf ihren großen Auftritt. Der Gang Bang-Weltrekord soll gebrochen werden. Chuck Palahniuk - "The Master of Literary Mayhem and Provocation" - berichtet in Snuff...

Chuck Palahniuk"Six hundred dudes. One porn queen. A world record for the ages. A must-have movie for every discerning collector of things erotic." Bei einer Annonce dieser Art würde es sicher keine Schwierigkeiten geben, 600 freiwillige Profi- und Laiendarsteller für den geplanten Weltrekordversuch zu finden. Doch was spielt sich dann vor der jeweiligen Performance im Warteraum der Darsteller ab? Palahniuk erzählt aus der Sicht von vier anwesenden Personen. Nr. 72 hält sich für den zur Adoption freigegebenen Sohn der alternden Pornoqueen Cassie Wright, die den Weltrekordversuch wagt. Er will seine Mutter retten. Nr. 173 ist ein Serienschauspieler, der durch seine Mitwirkung in einem Schwulenporno seine Fanbasis verstört hat und durch diesen Film seine Heterosexualität beweisen will. Nr. 600 ist der Kollege Cassies, dem sie den Einstieg in diesen Job zu verdanken hat. Sheila organisiert das Event. Sie ist für die reibungslose Abwicklung zuständig.

Diese vier Personen schildern abwechselnd ihre Eindrücke und man erfährt Teile ihrer Lebensgeschichte und was für ein Verhältnis sie zu Cassie Wright haben. Im Großteil des Romans verbleiben diese Personen im Warteraum, zwischen anderen Männern in Unterwäsche. Schweißgeruch, Selbstbräunungslotions, Rasierer und vorbereitetes Essen inklusive. Zur Stimulierung der Darsteller werden diese mit Pornoklassikern der Hauptdarstellerin an sämtlich Wänden berieselt. So nebenbei wird der Leser mit Cassies Erfolgen, wie Chitty Chitty Gang Bang oder The Wizard of Ass bekannt gemacht. Erst im bizarr-unrealistisch-überaschenden Ende bekommen Leser und erzählende Personen Zutritt zum eigentlichen Zentrum des Pornodrehs. Zwischendurch sorgen Diskussionen zu Themen wie "Didn’t one of us on purpose set out to make a snuff movie?" oder auch Klatschgeschichten über diverse Hollywoodstars für Unterhaltung.

Chuck Palahniuk kann immer wieder überraschen. Seine Ideen findet er oft zufällig. Bei Snuff waren es Gespräche mit einem Call-Girl und einer Stripteasetänzerin und der Weltrekordversuch für Massensexszenen von Annabel Chong im Jahr 1995. Was der Autor daraus macht, ist ungewöhnlich. Der Roman ist nicht hochgradig unanständig, abgesehen vom beschriebenen Thema. Es erinnert eher an eine Art Reality-TV-Show hinter den Kulissen eines Pornodrehs. Viele Details sind geschmacklos bis ekelhaft, aber trotzdem unterhaltsam. Wirklich schockieren kann Snuff nicht. Bemerkenswert sind im Roman besonders die minuziösen Schilderungen kleiner Details innerhalb der Handlung, beispielsweise mögliche Todesursachen bei Pornodrehs. Eine Klasse für sich ist auch der Aufwand, den Palahniuk beim Internetauftritt von Snuff betreibt. So findet man Trailer zu Pornos von Cassie Wright und Interviews von Palahniuk mit dem Pornostar auf seiner eigenen Webseite. Außerdem hat Cassie Wright einen eigenen Myspace-Eintrag, wo alle ihre Filme verzeichnet werden.

Bisher ist Snuff nur in englischer Sprache erhältlich, doch die deutsche Version ist für August 2008 bereits geplant. Der nächste Roman wird auch nicht allzu lange auf sich warten lassen: Pygmy "a dark comedy about terrorism and racism" soll 2009 erscheinen. Zwischendurch kann man sich hoffentlich auch in unseren Breiten an der Verfilmung von Choke erfreuen. Einen Trailer dazu findet man bereits auf Palahniuks Webseite.

Snuff - Chuck PalahniukWeitere Infos:
suicidegirls.com
www.aintitcool.com
www.latimes.com