Gibt es schwedische Horrorliteratur? So finster die Nacht und So ruhet in Frieden von John Ajvide Lindqvist lassen diese Frage mit einem begeisterten Ja beantworten.
Aufmerksam geworden durch die angekündigte Verfilmung von Låt den rätte komma in, rückte der hochgelobte Vampir-Roman So finster die Nacht ins Zentrum der Lesewünsche. Schwedische Horrorliteratur wurde von mir bisher kaum wahrgenommen, aber warum nicht? Die nordischen, langen, dunklen Nächt sind sicher gut geeignet für gruselige Erzählungen. Und wirklich, die Geschichte von Oskar und Eli kann überzeugen: "In dem Stockholmer Vorort Blackeberg wird die Leiche eines Jungen gefunden. Sein Körper enthält keinen Tropfen Blut mehr. Alles deutet auf einen Ritualmörder hin. Noch ahnt niemand, was tatsächlich geschehen ist. Auch der zwölfjährige Oskar verfolgt fasziniert die Nachrichten. Wer könnte der Mörder sein? Und warum sind in der Nachbarwohnung die Fenster stets verhangen... Eine fesselnde Geschichte über Liebe, Rache - und das Grauen." (www.bastei-luebbe.de)
Der Roman ist unter dem schwedischen Titel Låt den rätte komma in bereits im Jahr 2004 erschienen und wurde 2007 auch ins Deutsche und Englische übersetzt. Der Autor - der zuvor als Stand-Up-Comedian und Magier arbeitete - konnte also bereits mit seinem ersten Roman einen internationalen Erfolg verbuchen, der in der Verfilmung des Romans gipfelte. Ebenso wie bei seinem schwedischen Schriftstellerkollegen Henning Mankell ist der Schreibstil von Lindqvist eher nüchtern, schnörkellos, dokumentarisch. Was mich bei Ersterem oft ein wenig stört, bildet bei Lindqvist einen interessanten Kontrast zur horrorlastigeren Handlung, die dadurch oft umso grausiger wirkt. So finster die Nacht ist dabei keineswegs ein geradliniger Horror- oder Vampirroman. Im Zentrum stehen die beiden Kinder und ihre Probleme mit der Umwelt, das Ausgestoßensein. Oskar wird von seinen Mitschülern gequält und von Rachegelüsten geplagt. Eli muss sich mit ihrem Schicksal ein Vampir zu sein arrangieren. Sie/Er wirkt oft menschlicher als so mancher Mensch. Auch die anderen handelnden Personen sind genau charakterisiert. Es sind typische Menschen eines Vorortes mit den dazugehörigen Problemen: Arbeitslose, Säufer, Eigenbrötler, alleinerziehende Mütter, Polizisten, ehemalige Lehrer, Jugendliche und Erwachsene aus mittleren und unteren Gesellschaftsschichten. Fazit: Der etwas andere Vampir-Roman. Oder wie in einer Kritik steht: "Ein bisschen so, als hätte Astrid Lindgren einen Vampirroman geschrieben". Den Titel zu Låt den rätte komma in hat Lindqvist übrigens einem Morrissey-Song Let The Right One Slip In nachempfunden. Der erklärte Fan zeigte sich begeistert von der Aussicht, dass Morrissey aufgrund der englischen Übersetzung seinen Roman jetzt auch lesen könne.
Weiterschmökern kann man bereits beim zweiten Roman Lindqvists So ruhet in Frieden, der vor kurzem ebenfalls in deutscher Sprache erschienen ist. Diesmal rücken Zombies in den Mittelpunkt der ungewöhnlichen Handlung: "Stockholm, 13. August 2002: Nach einer extremen Hitzewelle legt sich ein elektrisches Feld über die Stadt. Lampen können nicht mehr gelöscht, Maschinen nicht mehr ausgeschaltet werden. Die Menschen leiden unter mörderischen Kopfschmerzen, ein Chaos droht. Doch plötzlich ist alles wieder vorüber. Oder doch nicht? Irgendetwas ist verändert. Als der pensionierte Journalist Gustav Mahler einen Anruf aus dem nahegelegenen Krankenhaus bekommt, will er nicht glauben, was ihm berichtet wird: Die Toten seien erwacht..." (www.bastei-luebbe.de) Wie bereits bei seinem ersten Roman fügt er der Zombie-Handlung einige ungewöhnliche Aspekte hinzu. Zu allererst gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Zombies, da nur Tote erwachen, die innerhalb der letzten beiden Monate verstorben sind. Außerdem sind die Zombies oder "Wiederlebenden" - politisch korrekt ausgedrückt - nicht bösartig und auf Menschenverzehr aus. Zentraler Punkt der Handlung sind die Fragen: Wie kann man mit den Wiederlebenden umgehen, was werden ihnen für Rechte eingeräumt und müssen sie von den Lebenden getrennt werden? Mögliche Lösungsansätze werden aus der Perspektive von Verwandten einiger Zombies dargestellt. Auch für diesen Roman gibt es bereits Pläne zur Verfilmung. Lindqvist hat mittlerweile weitere Bücher in schwedischer Sprache veröffentlicht, was auch bei uns auf baldigen Nachschub hoffen lässt. Ja, sie gedeiht, die schwedische Horrorliteratur!
Weitere Infos:
www.johnajvide.se
en.wikipedia.org
www.phantastik-couch.de
Aufmerksam geworden durch die angekündigte Verfilmung von Låt den rätte komma in, rückte der hochgelobte Vampir-Roman So finster die Nacht ins Zentrum der Lesewünsche. Schwedische Horrorliteratur wurde von mir bisher kaum wahrgenommen, aber warum nicht? Die nordischen, langen, dunklen Nächt sind sicher gut geeignet für gruselige Erzählungen. Und wirklich, die Geschichte von Oskar und Eli kann überzeugen: "In dem Stockholmer Vorort Blackeberg wird die Leiche eines Jungen gefunden. Sein Körper enthält keinen Tropfen Blut mehr. Alles deutet auf einen Ritualmörder hin. Noch ahnt niemand, was tatsächlich geschehen ist. Auch der zwölfjährige Oskar verfolgt fasziniert die Nachrichten. Wer könnte der Mörder sein? Und warum sind in der Nachbarwohnung die Fenster stets verhangen... Eine fesselnde Geschichte über Liebe, Rache - und das Grauen." (www.bastei-luebbe.de)
Der Roman ist unter dem schwedischen Titel Låt den rätte komma in bereits im Jahr 2004 erschienen und wurde 2007 auch ins Deutsche und Englische übersetzt. Der Autor - der zuvor als Stand-Up-Comedian und Magier arbeitete - konnte also bereits mit seinem ersten Roman einen internationalen Erfolg verbuchen, der in der Verfilmung des Romans gipfelte. Ebenso wie bei seinem schwedischen Schriftstellerkollegen Henning Mankell ist der Schreibstil von Lindqvist eher nüchtern, schnörkellos, dokumentarisch. Was mich bei Ersterem oft ein wenig stört, bildet bei Lindqvist einen interessanten Kontrast zur horrorlastigeren Handlung, die dadurch oft umso grausiger wirkt. So finster die Nacht ist dabei keineswegs ein geradliniger Horror- oder Vampirroman. Im Zentrum stehen die beiden Kinder und ihre Probleme mit der Umwelt, das Ausgestoßensein. Oskar wird von seinen Mitschülern gequält und von Rachegelüsten geplagt. Eli muss sich mit ihrem Schicksal ein Vampir zu sein arrangieren. Sie/Er wirkt oft menschlicher als so mancher Mensch. Auch die anderen handelnden Personen sind genau charakterisiert. Es sind typische Menschen eines Vorortes mit den dazugehörigen Problemen: Arbeitslose, Säufer, Eigenbrötler, alleinerziehende Mütter, Polizisten, ehemalige Lehrer, Jugendliche und Erwachsene aus mittleren und unteren Gesellschaftsschichten. Fazit: Der etwas andere Vampir-Roman. Oder wie in einer Kritik steht: "Ein bisschen so, als hätte Astrid Lindgren einen Vampirroman geschrieben". Den Titel zu Låt den rätte komma in hat Lindqvist übrigens einem Morrissey-Song Let The Right One Slip In nachempfunden. Der erklärte Fan zeigte sich begeistert von der Aussicht, dass Morrissey aufgrund der englischen Übersetzung seinen Roman jetzt auch lesen könne.
Weiterschmökern kann man bereits beim zweiten Roman Lindqvists So ruhet in Frieden, der vor kurzem ebenfalls in deutscher Sprache erschienen ist. Diesmal rücken Zombies in den Mittelpunkt der ungewöhnlichen Handlung: "Stockholm, 13. August 2002: Nach einer extremen Hitzewelle legt sich ein elektrisches Feld über die Stadt. Lampen können nicht mehr gelöscht, Maschinen nicht mehr ausgeschaltet werden. Die Menschen leiden unter mörderischen Kopfschmerzen, ein Chaos droht. Doch plötzlich ist alles wieder vorüber. Oder doch nicht? Irgendetwas ist verändert. Als der pensionierte Journalist Gustav Mahler einen Anruf aus dem nahegelegenen Krankenhaus bekommt, will er nicht glauben, was ihm berichtet wird: Die Toten seien erwacht..." (www.bastei-luebbe.de) Wie bereits bei seinem ersten Roman fügt er der Zombie-Handlung einige ungewöhnliche Aspekte hinzu. Zu allererst gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Zombies, da nur Tote erwachen, die innerhalb der letzten beiden Monate verstorben sind. Außerdem sind die Zombies oder "Wiederlebenden" - politisch korrekt ausgedrückt - nicht bösartig und auf Menschenverzehr aus. Zentraler Punkt der Handlung sind die Fragen: Wie kann man mit den Wiederlebenden umgehen, was werden ihnen für Rechte eingeräumt und müssen sie von den Lebenden getrennt werden? Mögliche Lösungsansätze werden aus der Perspektive von Verwandten einiger Zombies dargestellt. Auch für diesen Roman gibt es bereits Pläne zur Verfilmung. Lindqvist hat mittlerweile weitere Bücher in schwedischer Sprache veröffentlicht, was auch bei uns auf baldigen Nachschub hoffen lässt. Ja, sie gedeiht, die schwedische Horrorliteratur!
Weitere Infos:
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