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John Nivens Roman über die englische Musikindustrie ist brutal, zynisch und unterhaltsam. Vergleiche mit Bret Easton Ellis American Psycho stehen nicht zu unrecht.

Bela B., John NivenJohn Niven schreibt aus eigener Erfahrung, er ist ein echter Insider. Als Gitarrist bei einer erfolglosen Band konnte er erste Eindrücke von der Musikindustrie sammeln. Durch Zufall erhielt er schließlich einen Job bei einem Indie-Plattenlabel, konnte aber bald zu Polygram wechseln, wo er schnell zum A&R-Manager aufstieg, also für die Entdeckung noch unbekannter Bands zuständig war. In Kill your friends schildert er das Leben eines ebensolchen Managers in den 1990er Jahren.

Steven Stelfox - der Held des Romans - arbeitet als Musikmanager bei einem Major-Label, verdient nicht schlecht und ist einigermaßen gut in seinem Job. Er nimmt immer wieder Bands unter Vertrag, die halbwegs erfolgreich werden und ist bisher für keinen Kapitalflop verantwortlich. Sein Leben besteht aus Parties, Konzerten, Alkohol, Drogen, ständig wechselnden Affären und dem Besuch von Musikmessen. Berufliche Konkurrenz oder private Probleme räumt er gnadenlos aus dem Weg, da schreckt er auch vor Mord nicht zurück. Zynisch und rücksichtslos setzt er seinen Karriereplan in die Tat um.

John Niven betonte in einem Interview, dass es sich bei dem Buch zwar um einen Roman handelt, bei dem die Details überzeichnet sind, das Gesamtbild aber stimmt. So zitiert er einen Kollegen der meint: "Die Leute werden denken, dass du maßlos übertreibst. Dabei war es sogar eher noch schlimmer." (www.galore.de) Aber egal welcher Anteil davon wahr und welcher erfunden ist, dem Leser wird eine zugleich abstoßende und unterhaltsame Tour durch die Musikindustrie geboten. Man erfährt, dass die meisten Musikmanager oder Talentscouts keine Ahnung davon haben, welche unbekannte Band eine Chance am Musikmarkt kriegen sollte und welche nicht. Vieles wird dem Zufall überlassen oder man berücksichtigt die besseren Vermarktungsmöglichkeiten von ein paar geil aussehenden Teenagern. Eine Erkenntnis, die nicht wirklich unerwartet oder überraschend ist, denkt man an diverse Castingshows die dem leidgeprüften Fernsehpublikum immer wieder aufs Neue vorgesetzt werden.

John Niven selbst hat seinen Job als A&R-Manager bereits 2002 an den Nagel gehängt. Sein Gesundheitszustand ließ damals zu wünschen übrig. Zuvor musste er allerdings noch erkennen, dass er selbst vor fatalen Fehlentscheidungen nicht gefeit war: Er hätte vor einigen Jahren eine Band namens Coldplay unter Vertrag nehmen können, lehnte allerdings dankend ab. Dafür erfreut Niven jetzt besonders den musikinteressierten Leser mit seinem Roman Kill your friends, den es auch als deutsches Hörbuch gibt. Gesprochen von Bela B., selber großer Fan des Romans.

Kill Your Friends - John NivenWeitere Infos:
www.intro.de
jetzt.sueddeutsche.de
www.now-on.at
Buchfreund (Gast) meinte am Jul 8, 21:52:
Guter Roman, habe ich sehr fix gelesen. Ist schon eine Weile her, aber mir ist fast alles im Gedächtnis geblieben.