Header

 
Ein gespenstisches Schloss in Wales, Rosenkreuzer und Zombies - das alles kommt in Antal Szerbs Die Pendragon-Legende vor. Trotzdem ist der Roman keinesfalls ein anspruchsloser Gruselkrimi.

Nicht dass ich irgendetwas gegen anspruchslose Gruselkrimis hätte. Aber Szerb kann man literarische Kenntnisse nicht absprechen. Schließlich war der Autor studierter Literaturwissenschafter und Herausgeber einer ungarischen Literaturgeschichte. Mit Die Pendragon-Legende reiht er sich unter namhafte Dichter der fantastischen Literatur, wie Poe und Wilde, ein. In diesem Zusammenhang wird außerdem des öfteren Ecos Foucaultsches Pendel genannt. Auch E.T.A Hoffmann könnte man da noch erwähnen.

Mystisches Wales

Antal SzerbJános Bátky, ein junger Wissenschafter, wird vom Earl of Gwynned Owen Pendragon eingeladen in seiner Bibliothek die Mystiker des 17. Jahrhunderts zu erforschen. Auf dem walisischen Schloss des Earls wird Bátky in die Geheimnisse der adeligen Familie verwickelt. Die Pendragons forschten schon seit Jahrhunderten nach dem Geheimnis des ewigen Lebens und lebten im Umkreis von Alchimisten und Rosenkreuzern. Könnte es sein, dass einer der Vorfahren des heutigen Earls es geschafft hat dieses Geheimnis zu entschlüsseln? Ist das der Grund für die rätselhaften Vorkommnisse im Schloss? Oder hängen diese Ereignisse mit den Forschungen des jetzigen Earls zusammen, der in einen Erbschaftsstreit mit seiner ehemaligen Verlobten verwickelt ist? Bátky beschließt den Pendragons zu helfen und die Mordversuche am Earl of Gwynned aufzuklären, unterstützt von der liebreizenden Cynthia, der Nichte des Earls.

Voll im Trend

Der Roman wurde von Szerb schon 1934 geschrieben, passt aber aufgrund der oben angesprochenen Themen sehr gut zu momentanen Trends. Ich denke da etwa an Dan Browns Erfolg mit Sakrileg und damit verbunden das Interesse an Geheimbünden aller Art. Im Kino fand letztes Jahr das größte Zombie-Revival der letzten Jahre statt. Schließlich noch der Schauplatz Wales und der Name Pendragon, der an Altbekanntes erinnert: Die mystischen Geschichten um Merlin und Arthus, dem Sohn von Uter Pendragon. Wen wundert es, dass dieses Buch Bestsellerlisten stürmte.

Noch dazu ist es wirklich eine Wohltat zu lesen. Der Autor verknüpft gekonnt verschiedene Genres wie Liebesroman, Krimi und Gespenstergeschichte. Nebenbei findet er noch Zeit sich ironisch mit dem Lebensstil der Zeit auseinanderzusetzen und erschafft sehr gut skizzierte Figurentypen. Der gelungenste ist für mich Lene, der ich mehrere amüsante Momente verdanke. Sie ist deutsch, groß, kräftig, attraktiv, intelligent und ihrer Zeit voraus. Männer sind für sie eine schwächere Spezies, die sie meistens vor sich selbst retten muss. Daraus entstehen zahlreiche Liebschaften, von denen sie mit Vorliebe Geschichten zum Besten gibt. Natürlich ist sie auch an der Aufklärung des Pendragon Falles maßgeblich beteiligt.

Von Antal Szerb wurde außerdem Reise ins Mondlicht (2003) veröffentlicht. Für September 2005 ist Das Halsband der Königin geplant, eine historische Kriminalgeschichte aus dem 18. Jahrhundert.

Die Pendragon-Legende - Antal SzerbWeitere Informationen:
berlinerliteraturkritik.de
zeit.de
wienerzeitung.at
orf.at
gitesandmore.co.uk
Beginner meinte am Mär 28, 18:17:
Reise ins Mondlicht
ist einfach klasse. Hab das Buch sehr genossen. Sehr seltsam und sehr anders - aber gerade deswegen so gut. Und dieser Humor! 
srocca antwortete am Mär 28, 20:15:
Habe ich leider noch nicht gelesen, jedoch schon öfters gehört, dass es toll ist. Es gibt einige Leute, die Reise ins Mondlicht für gelungener halten als Die Pendragon-Legende