Achtung: Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven oder ängstliche Gemüter. Lesen auf eigene Gefahr. Der neue Roman von Kultautor Chuck Palahniuk.
So oder ähnlich lauten die Ankündigungen für den neuesten Roman von Palahniuk. Haunted ist das dritte Buch einer Serie von Horror-Geschichten. Die beiden Vorgänger Lullaby und Diary/Das letzte Protokoll sind inzwischen auch in deutscher Sprache erhältlich. Haunted ist jedoch sicher das abartigste Beispiel aus dieser Trilogie. Palahniuk hat sich in diesem Fall selbst übertroffen. Seine Geschichten sind selten für empfindlichere Gemüter geeignet. Doch beim Lesen dieses Romans lässt sich ein leichtes Würgegefühl im Hals kaum loswerden.
Schon der Aufbau des Buches ist ungewöhnlich. Es besteht aus einer Rahmenhandlung, in der verschiedene Möchtegernschriftsteller sich zu einer Art Workshop zusammenfinden. Diese Handlung wird von Gedichten und Kurzgeschichten unterbrochen. Man kann sich das etwa so vorstellen: Ein Teil der Rahmenhandlung wird erzählt, anschließend folgt ein Gedicht, das eine der Figuren vorstellt. Danach erzählt diese handelnde Person eine Kurzgeschichte. Ziel des Workshops ist es, dass die Autoren ihr persönliches Meisterwerk erschaffen. "Writers’ Retreat: Abandon your life for three month. Just disappear. Leave behind everything that keeps you from creating your masterpiece. Your job and family and home, all those obligations and distractions – Put them on hold for three month."
Die Gemeinsamkeit der Figuren liegt darin, dass sie ihrem normalen Leben entfliehen wollen. Ansonsten lernen die Leser die unterschiedlichsten Charaktere kennen. Alle sind durch sprechende Namen, wie Baroness Frostbite oder Saint Gut-Free, gekennzeichnet. Viele dieser Namen lassen sich durch die erzählten Geschichten oder Teile der Handlung erklären. Der Horror, den die Figuren während ihres selbst gewählten Rückzugs aus der normalen Welt erleben, wird durch ihre eigenen Handlungen ausgelöst. Es gibt keine einzige übernatürliche Erscheinung, keine Monster oder auch nur den Hauch eines übersinnlichen Phänomens. Die zentrale Frage lautet: Wie weit ist man bereit zu gehen, um berühmt zu werden? Von vielen Kritkern wurde dieser Roman deshalb als Satire auf die momentan so verbreiteten Reality-TV Shows aufgefasst. Das hatte Palahniuk allerdings nie geplant. "I never intended Haunted to parody reality television (…) I haven’t owned a television since 1990."
Die Idee zu der Struktur dieses Romans hatte Palahniuk, als er zur gleichen Zeit an verschiedenen Kurzgeschichten und einem Roman über eine Gruppe von Menschen schrieb, die sich selbst in einem Gebäude einsperrten. Er dachte, dass man beides ganz gut verbinden könnte. Zu guter Letzt schrieb er dann noch die Gedichte. Die Verbindung dieser Elemente ist jedenfalls gelungen. Haunted wirkt nie zusammengestückelt, sondern ergibt ein gelungenes Ganzes. Inhaltlich führt der Roman über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus. Kannibalismus, Selbstverstümmelung und andere Abartigkeiten ziehen sich durch das ganze Werk. Was Palahniuk auch geschickt für das Buchmarketing zu nützen weiß. So gibt es Gerüchte von Ohnmachtsanfällen bei seinen Lesungen.
Die erste Kurzgeschichte innerhalb des Romans Guts, die Palahniuk auch bei seinen Lesungen gerne verwendet, ist eine der am meisten diskutierten Geschichten des Romans. Dabei handelt es sich um eine Erzählung über Masturbation und die möglichen unappetitlichen Folgen, wenn das Ganze bei der Absaugpumpe eines Swimmingpools stattfindet. Guts ist aber mit Sicherheit nicht das extremste Beispiel aus dem Roman. Haunted ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Was mich an Palahniuk immer wieder fasziniert ist seine unglaubliche Fantasie. Viele Autoren wären wahrscheinlich glücklich, wenn sie nur einen kleinen Teil der Ideen dieses Buches zur Verfügung hätten. Daraus ließen sich sicher mehrere gelungene Romane schreiben. Allerdings muss man Palahniuks Art des Einfallsreichtums mögen. Deshalb auch eine Warnung: Haunted ist keine leichte Kost. Um diese Buch fertig zu lesen braucht man das, was man einen guten Magen nennt.
Weitere Infos:
www.randomhouse.com
www.bbc.co.uk
www.threemonkeysonline.com
contemporarylit.about.com
So oder ähnlich lauten die Ankündigungen für den neuesten Roman von Palahniuk. Haunted ist das dritte Buch einer Serie von Horror-Geschichten. Die beiden Vorgänger Lullaby und Diary/Das letzte Protokoll sind inzwischen auch in deutscher Sprache erhältlich. Haunted ist jedoch sicher das abartigste Beispiel aus dieser Trilogie. Palahniuk hat sich in diesem Fall selbst übertroffen. Seine Geschichten sind selten für empfindlichere Gemüter geeignet. Doch beim Lesen dieses Romans lässt sich ein leichtes Würgegefühl im Hals kaum loswerden.
Schon der Aufbau des Buches ist ungewöhnlich. Es besteht aus einer Rahmenhandlung, in der verschiedene Möchtegernschriftsteller sich zu einer Art Workshop zusammenfinden. Diese Handlung wird von Gedichten und Kurzgeschichten unterbrochen. Man kann sich das etwa so vorstellen: Ein Teil der Rahmenhandlung wird erzählt, anschließend folgt ein Gedicht, das eine der Figuren vorstellt. Danach erzählt diese handelnde Person eine Kurzgeschichte. Ziel des Workshops ist es, dass die Autoren ihr persönliches Meisterwerk erschaffen. "Writers’ Retreat: Abandon your life for three month. Just disappear. Leave behind everything that keeps you from creating your masterpiece. Your job and family and home, all those obligations and distractions – Put them on hold for three month."
Die Gemeinsamkeit der Figuren liegt darin, dass sie ihrem normalen Leben entfliehen wollen. Ansonsten lernen die Leser die unterschiedlichsten Charaktere kennen. Alle sind durch sprechende Namen, wie Baroness Frostbite oder Saint Gut-Free, gekennzeichnet. Viele dieser Namen lassen sich durch die erzählten Geschichten oder Teile der Handlung erklären. Der Horror, den die Figuren während ihres selbst gewählten Rückzugs aus der normalen Welt erleben, wird durch ihre eigenen Handlungen ausgelöst. Es gibt keine einzige übernatürliche Erscheinung, keine Monster oder auch nur den Hauch eines übersinnlichen Phänomens. Die zentrale Frage lautet: Wie weit ist man bereit zu gehen, um berühmt zu werden? Von vielen Kritkern wurde dieser Roman deshalb als Satire auf die momentan so verbreiteten Reality-TV Shows aufgefasst. Das hatte Palahniuk allerdings nie geplant. "I never intended Haunted to parody reality television (…) I haven’t owned a television since 1990."
Die Idee zu der Struktur dieses Romans hatte Palahniuk, als er zur gleichen Zeit an verschiedenen Kurzgeschichten und einem Roman über eine Gruppe von Menschen schrieb, die sich selbst in einem Gebäude einsperrten. Er dachte, dass man beides ganz gut verbinden könnte. Zu guter Letzt schrieb er dann noch die Gedichte. Die Verbindung dieser Elemente ist jedenfalls gelungen. Haunted wirkt nie zusammengestückelt, sondern ergibt ein gelungenes Ganzes. Inhaltlich führt der Roman über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus. Kannibalismus, Selbstverstümmelung und andere Abartigkeiten ziehen sich durch das ganze Werk. Was Palahniuk auch geschickt für das Buchmarketing zu nützen weiß. So gibt es Gerüchte von Ohnmachtsanfällen bei seinen Lesungen.
Die erste Kurzgeschichte innerhalb des Romans Guts, die Palahniuk auch bei seinen Lesungen gerne verwendet, ist eine der am meisten diskutierten Geschichten des Romans. Dabei handelt es sich um eine Erzählung über Masturbation und die möglichen unappetitlichen Folgen, wenn das Ganze bei der Absaugpumpe eines Swimmingpools stattfindet. Guts ist aber mit Sicherheit nicht das extremste Beispiel aus dem Roman. Haunted ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Was mich an Palahniuk immer wieder fasziniert ist seine unglaubliche Fantasie. Viele Autoren wären wahrscheinlich glücklich, wenn sie nur einen kleinen Teil der Ideen dieses Buches zur Verfügung hätten. Daraus ließen sich sicher mehrere gelungene Romane schreiben. Allerdings muss man Palahniuks Art des Einfallsreichtums mögen. Deshalb auch eine Warnung: Haunted ist keine leichte Kost. Um diese Buch fertig zu lesen braucht man das, was man einen guten Magen nennt.
Weitere Infos:
www.randomhouse.com
www.bbc.co.uk
www.threemonkeysonline.com
contemporarylit.about.com
wasix meinte am Aug 28, 22:21:
teil 1 und 2 der trilogie
habe mir vor kurzem endlich mal zeit genommen und "lullaby" gelesen. das letzte viertel ist ja echt krank. der mann hat fantasie. zweifelsohne. kommenden samstag geht's dann für eine woche in den (hoffentlich sonnigen) süden. und da ist "das letzte protokoll" im gepäck. bin jedenfalls schon gespannt...