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Sea Otters gambolling in the wild, wild surf von John Bennett hat eigentlich nur wenig mit Tieren zu tun. Pornografische Statuen ausgenommen.

Bei dem Romandebut von John Bennett hat mich einmal mehr das Buchcover zum Kauf angeregt. Bevor ich das Buch in einer Buchhandlung entdeckt habe, hatte ich weder vom Autor, noch vom Titel irgendetwas gehört. Aber der pinkfarbene Otter mit Kusslippen hat so niedlich ausgesehen. Und der Klappentext hat auch ganz interessant geklungen. Die Frage ist: Hält das Werk, was es verspricht?

Der kopulierende Otter

OtterDer 16-jährige Felix verbringt seine Ferien zu Hause. Er muss auf die Ergebnisse seiner Abschlussprüfung warten und außerdem einer verrückten Alten bei Gartenarbeiten helfen. Nicht gerade die Traumbeschäftigung eines gelangweilten Teenagers, besonders wenn die Alte ihn auch noch bei seiner verdienten Entlohnung übers Ohr haut. Trotzdem schafft er es genug Geld zu sparen, um die heiß ersehnten neuen Sneaker einkaufen zu können. Zuvor schaut er aber noch kurz im Ausverkaufsshop des örtlichen Kauftempels vorbei. Dort entdeckt er eine Statue, die sein Leben verändern sollte. Ein Mann kopuliert mit einem Otter. Begeistert von der detailgetreuen Darstellung der Figur erwirbt er diese und beschließt den dafür verantwortlichen Künstler zu suchen. Ein Glück, dass seine Mutter sich gerade auf Urlaub befindet und ihre Kreditkarte zur freien Verfügung steht.

Er startet aufgrund eines Vermerks auf der Statue nach Hongkong und erhält dort nach einigen schrägen Abenteuern einen Hinweis auf den japanischen Designer, der das außergewöhnliche Stück entworfen haben soll. Doch auch in Japan findet seine Suche kein Ende. Für Felix stellt sich aber die Frage, ob er wirklich noch eine Reise in die USA wagen soll. Wird er dort den für das Werk verantwortlichen Künstler finden? Ist die Statue überhaupt ein Kunstwerk? Warum ist er eigentlich so besessen von der Idee, herauszufinden wer für den Entwurf verantwortlich ist? Was wird seine Mutter sagen, wenn sie von alldem erfährt? Whatever!

Wie kommt man auf so eine Idee?

John Bennett erschafft mit Felix einen Jugendlichen, der in seiner eigenen Welt lebt, was auch sprachlich zum Ausdruck kommt. Bennett verwendet Worte aus seiner eigenen Jugendzeit und aus Internetforen, wie er in einem Interview sagt. Der Knackpunkt in dem Roman ist aber der Augenblick, als Felix den Otter findet und beschließt, sich auf die Suche nach dessen Erzeuger zu machen. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und musste es an einem Nachmittag fertig lesen. Bei seiner Reise fiebert man gemeinsam mit Felix einer Lösung des Rätsels entgegen. Anscheinend war ich nicht die Einzige, der es so ergangen ist. "We picked up this book at lunchtime yesterday and finished it later the same evening, desperate to see how it resolved, but mostly curious as to what the deal was with the guy having sex with the otter." (www.londonist.com)

Die Idee zu der Otter-Statue hatte Bennett eines Morgens einfach so im Kopf und sie gefiel ihm. Er dachte daraus könnte man etwas machen. Also schrieb er seinen Roman innerhalb eines Jahres und versandte das Manuskript an mehrere Verlagshäuser. Überraschenderweise wurde er bei Random House/Vintage sofort angenommen. Auch eine deutsche Ausgabe ist bereits vorgesehen. Lübbe BLT hat die Rechte am Roman erworben. In Großbritannien befindet sich Sea Otters gambolling in the wild, wild surf bereits in vierter Auflage, obwohl die Meinungen zu dem Buch - besonders bei Kritikern - nicht einheitlich sind. Mal wird das Werk als absolut lesenswert und besonders geeignet für junggebliebene Erwachsene mit verdorbenem Humor beschrieben. An anderer Stelle wieder als unnötiges Machwerk, das höchstens pubertierende unter 18-jährige interessieren könnte. Meiner Meinung nach sollte es einfach jeder lesen, der auf schräge Einfälle, komische Situationen, Abenteuer und Märchen steht.

Sea Otters gambolling in the wild, wild surf - John Bennett
Weitere Infos:
johnbennett.typepad.com
www.londonist.com
wasix meinte am Mai 27, 19:42:
"the guy having sex with the otter"...
...mal was anderes, wie ich meine.

übrigens: dachte mir eben mal, dass ich im google nachschaue, was andere so zu diesem buch sagen. und in sachen "deutschsprachiger seiten" bist du einsame spitze. ja sogar die einzige, die bislang ein review darüber geschrieben hat. da stinken sie ab, all "die anderen"... 
srocca antwortete am Mai 28, 19:48:
Das wird noch...
ich denke, spätestens wenn das Buch in deutscher Sprache erscheint wird sich das ändern. Der Roman hat sicher auch bei uns ziemlich gute Chancen. Er ist einfach witzig zu lesen.