Gefährliche Sache, wenn man bereits für sein erstes Werk Vernon God Little den Booker Prize erhalten hat. Die Erwartungshaltung für den Nachfolgeroman von DBC Pierre ist dementsprechend hoch.
Die Frage ist immer: Was wird passieren? Ähnelt der zweite Roman dem ersten zu sehr, besteht die Gefahr, dass dem Autor Wiederholung vorgeworfen wird. Macht er allerdings etwas gänzlich anderes, stellt sich die Frage, ob er bei Lesern und Kritikern ebenfalls so gut ankommt wie zuvor. DBC Pierre hat sich jedenfalls für die zweite Variante entschieden. Der Ich-Erzähler von Vernon God Little ist einem Erzähler in der dritten Person gewichen. Während bei Vernon God Little eine einzige Person im Mittelpunkt steht, verwendet DBC Pierre in Ludmila’s Broken English einen andere Struktur. Er verknüpft zwei scheinbar unabhängig voneinander erzählte Handlungen am Ende zu einem Ganzen.
Siamesische Zwillinge
Die eine Geschichte berichtet von den siamesischen Zwillingen Blair und Bunny Heath, die erst in ihrem 33. Lebensjahr voneinander getrennt wurden. Die Operation verläuft erfolgreich. Also versucht jeder auf seine Art mit dem neuen Leben zurechtzukommen. Blair ist der körperlich kräftigere und verspürt eine unbändige Gier alles im Leben versäumte nachzuholen, besonders Sex. Bunny ist schwächer und depressiver. Er sehnt sich nach der Geborgenheit des Instituts, in dem beide aufgewachsen sind. Letztendlich versteht er aber auch Blaires Sehnsüchte und versucht ihn nach mehreren Streitereien und einem getanzten Tango zu unterstützen.
Bräute aus dem World-Wide-Web
Ludmila lebt in einem Kriegsgebiet im Kaukasus. Als ihr Großvater versucht sie zu vergewaltigen, tötet sie ihn. Eigentlich wollte Ludmila am selben Abend mit ihrem Geliebten aus dem Land fliehen. Doch jetzt hat sie das Familienoberhaupt und den einzigen Brotgeber umgebracht, also stellt sie sich ihrer Verantwortung und versucht zuerst ihre Familie zu versorgen. In der nächst größeren Stadt macht sie den Familientraktor zu Geld, das sie ihren Leuten zukommen lassen möchte und beginnt mit der Arbeitssuche. Alles andere als einfach. Schlussendlich überredet Ivan sie, sich in seine Internet-Kartei aufnehmen zu lassen, denn die Europäer und Amerikaner haben eine großen Bedarf an unverdorbenen Frauen aus dem Osten. Es kommt, wie es kommen muss: Blair verliebt sich in die schöne Ludmila und die beiden Zwillinge machen sich auf den Weg ins Ungewisse.
Literatur im Internetzeitalter
DBC Pierre hat einen würdigen Nachfolger für Vernon God Little geschaffen. Ludmila’s Broken English strotz von skurillen Einfällen und seltsamer Sprache. Ludmila verwendet ungewöhnliche Ausdrücke und Ostakzent, ist streitsüchtig und sehr selbständig. Sie erinnert manchmal an Alex in Jonathan Safran Foers Everything is Illuminated, obwohl sie an diese Figur sprachlich nicht wirklich heranreicht. Auch die Zwillinge ergänzen sich perfekt. Blair ist die antreibende Kraft, unternehmenslustig und stark. Bunny das depressive Gewissen der Beiden. Gemeinsam sind sie ein tolles Team. Was man dem Roman vorwerfen könnte, ist die teilweise an den Haaren herbeigezogene Geschichte. Besonders am Ende des Buches fragt man sich manchmal, ob es nicht subtilere Möglichkeiten gegeben hätte, als einen Großteil der mitwirkenden Personen in einem Blutbad niedermetzeln zu lassen. Peter Parker von der Timesonline vergleicht das Leseerlebnis von Ludmila’s Broken English mit dem Spielen eines Computerspieles. Dieser Vergleich vermittelt eine guten Hinweis auf die Stärken und Schwächen dieses Buches. Sprache und Action lassen keine Wünsche offen und treiben einen immer wieder zum Weiterlesen an. Ob das Ganze allerdings einen Sinn ergibt, ist wieder eine andere Frage. Andererseits: Braucht gute Unterhaltung überhaupt einen Sinn?
Weitere Infos:
www.powells.com
www.themercury.news.com.au
enjoyment.independent.co.uk
www.pulp.net
Die Frage ist immer: Was wird passieren? Ähnelt der zweite Roman dem ersten zu sehr, besteht die Gefahr, dass dem Autor Wiederholung vorgeworfen wird. Macht er allerdings etwas gänzlich anderes, stellt sich die Frage, ob er bei Lesern und Kritikern ebenfalls so gut ankommt wie zuvor. DBC Pierre hat sich jedenfalls für die zweite Variante entschieden. Der Ich-Erzähler von Vernon God Little ist einem Erzähler in der dritten Person gewichen. Während bei Vernon God Little eine einzige Person im Mittelpunkt steht, verwendet DBC Pierre in Ludmila’s Broken English einen andere Struktur. Er verknüpft zwei scheinbar unabhängig voneinander erzählte Handlungen am Ende zu einem Ganzen.
Siamesische Zwillinge
Die eine Geschichte berichtet von den siamesischen Zwillingen Blair und Bunny Heath, die erst in ihrem 33. Lebensjahr voneinander getrennt wurden. Die Operation verläuft erfolgreich. Also versucht jeder auf seine Art mit dem neuen Leben zurechtzukommen. Blair ist der körperlich kräftigere und verspürt eine unbändige Gier alles im Leben versäumte nachzuholen, besonders Sex. Bunny ist schwächer und depressiver. Er sehnt sich nach der Geborgenheit des Instituts, in dem beide aufgewachsen sind. Letztendlich versteht er aber auch Blaires Sehnsüchte und versucht ihn nach mehreren Streitereien und einem getanzten Tango zu unterstützen.
Bräute aus dem World-Wide-Web
Ludmila lebt in einem Kriegsgebiet im Kaukasus. Als ihr Großvater versucht sie zu vergewaltigen, tötet sie ihn. Eigentlich wollte Ludmila am selben Abend mit ihrem Geliebten aus dem Land fliehen. Doch jetzt hat sie das Familienoberhaupt und den einzigen Brotgeber umgebracht, also stellt sie sich ihrer Verantwortung und versucht zuerst ihre Familie zu versorgen. In der nächst größeren Stadt macht sie den Familientraktor zu Geld, das sie ihren Leuten zukommen lassen möchte und beginnt mit der Arbeitssuche. Alles andere als einfach. Schlussendlich überredet Ivan sie, sich in seine Internet-Kartei aufnehmen zu lassen, denn die Europäer und Amerikaner haben eine großen Bedarf an unverdorbenen Frauen aus dem Osten. Es kommt, wie es kommen muss: Blair verliebt sich in die schöne Ludmila und die beiden Zwillinge machen sich auf den Weg ins Ungewisse.
Literatur im Internetzeitalter
DBC Pierre hat einen würdigen Nachfolger für Vernon God Little geschaffen. Ludmila’s Broken English strotz von skurillen Einfällen und seltsamer Sprache. Ludmila verwendet ungewöhnliche Ausdrücke und Ostakzent, ist streitsüchtig und sehr selbständig. Sie erinnert manchmal an Alex in Jonathan Safran Foers Everything is Illuminated, obwohl sie an diese Figur sprachlich nicht wirklich heranreicht. Auch die Zwillinge ergänzen sich perfekt. Blair ist die antreibende Kraft, unternehmenslustig und stark. Bunny das depressive Gewissen der Beiden. Gemeinsam sind sie ein tolles Team. Was man dem Roman vorwerfen könnte, ist die teilweise an den Haaren herbeigezogene Geschichte. Besonders am Ende des Buches fragt man sich manchmal, ob es nicht subtilere Möglichkeiten gegeben hätte, als einen Großteil der mitwirkenden Personen in einem Blutbad niedermetzeln zu lassen. Peter Parker von der Timesonline vergleicht das Leseerlebnis von Ludmila’s Broken English mit dem Spielen eines Computerspieles. Dieser Vergleich vermittelt eine guten Hinweis auf die Stärken und Schwächen dieses Buches. Sprache und Action lassen keine Wünsche offen und treiben einen immer wieder zum Weiterlesen an. Ob das Ganze allerdings einen Sinn ergibt, ist wieder eine andere Frage. Andererseits: Braucht gute Unterhaltung überhaupt einen Sinn?
Weitere Infos:
www.powells.com
www.themercury.news.com.au
enjoyment.independent.co.uk
www.pulp.net
wasix meinte am Aug 19, 14:30:
Die Longlist für den "Booker Prize 2006"...
...wurde unlängst - am 14.08. - herausgegeben. Die Shortlist folgt ein Monat danach. Der Gewinner für dieses Jahr wird am 10. Oktober bekannt gegeben. [KLICK!]