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Der neue Roman von José Carlos Somoza ist unter dem Titel Die Elfenbeinschatulle erschienen. Er handelt von Snuff-Movie-Regisseuren und deren Killer, einem jungen Mädchen und dessen Lehrerin.

José Carlos SomozaJosé Carlos Somoza hatte bereits einige Bücher veröffentlicht bevor mir letztes Jahr zufällig eine Ausgabe seines Werkes Die dreizehnte Dame in die Hände gefallen ist. Ich war restlos begeistert. Also beschloss ich auch sein nächstes Werk zu lesen. La caja de marfil (Die Elfenbeinschatulle) ist in spanischer Sprache bereits im Jahr 2004 erschienen. Im März 2006 erfolgte endlich auch eine deutschsprachige Ausgabe. Aber meine Erwartungen waren wohl zu hoch. Die fantastischen Elemente, die mich bei Die dreizehnte Dame so begeistert hatten, fehlen hier vollkommen. Eine Enttäuschung meinerseits war damit vorprogrammiert. Trotzdem ist Somoza mit Die Elfenbeinschatulle ein spannender, literarischer Krimi gelungen, dessen Lesen sich lohnt.

Ein spurlos verschwundenes Mädchen

Soledad, die Tochter eines reichen, spanischen Geschäftsmannes ist verschwunden. Sie ist wieder von zu Hause ausgerissen um ihren Sommer in einem kleinen, andalusischen Dorf zu verbringen. Kurz vor ihrem Verschwinden kontaktiert sie noch ihre Lehrerin und vereinbart ein Treffen, zu dem es nicht mehr kommen soll. Die Lehrerin Nieves und der vom Vater beauftragte Detektiv und Serienkiller Quirós machen sich auf die Suche nach Hinweisen zu Soledads Verbleib. Sie erfahren, dass sich auch die Spur anderer Touristinnen an diesem Ort verliert.

Eine motivierte Lehrerin

Nieves ist nicht nur Lehrerin, sondern auch Vertraute von Soledad. Sie kennt das Mädchen und ihre Liebe zur Literatur und zum Geschichten schreiben. Am Tag vor ihrem Verschwinden hat ihr Soledad von einem ortsansässigen Dichter erzählt. Nieves ist überzeugt davon, dass sie in seinen Büchern Spuren finden kann, die zu Soledad führen. Als schließlich das Reisegepäck des Mädchens in der Nähe des Ortes aufgefunden wird und nur die Notizbücher mit den niedergeschriebenen Geschichten Soledads fehlen, beginnt sie die Bücher dieses Autors zu lesen und findet schließlich den gewünschten Hinweis.

Ein alternder Auftragsmörder

Quirós ist vom Vater des Mädchens engagiert worden, um möglichst jede öffentliche Aufmerksamkeit zu vermeiden. Er gibt sich als Privatdetektiv aus. Doch bei den Ermittlungen holt ihn seine Vergangenheit ein. Er erfährt von den Gerüchten, dass sich ein Snoopy - ein Regisseur von Snuff-Movies - in der Gegend aufhalten soll. Bald glaubt er auch jemanden aus diesem Milieu in dem kleinen Ort zu erkennen. Er gibt sich Mühe, die Lehrerin bei Laune zu halten und sorgt dafür, dass sie nicht zu viel von seinen Befürchtungen erfährt.

Die Elfenbeinschatulle ist besonders durch die handelnden Personen interessant. Eine Lehrerin und ein ehemaliger Auftragskiller, der auch seine gutmütige Seite hat, ermitteln gemeinsam. Eine gelungene Paarung, um ein Verbrechen aufzuklären. Quirós ist hier eigentlich der Gute und doch ermordet er im Laufe des Buches andere Menschen. Die Lehrerin glaubt an die Macht der Worte, was sich am Ende des Buches als Volltreffer herausstellt. Damit auch zur größten Gemeinsamkeit zwischen Die dreizehnte Dame und Die Elfenbeinschatulle: Bei beiden Romanen spielt die Literatur und das geschriebene Wort eine große Rolle.

José Carlos Somoza selbst musste sich auch bewusst für die Literatur entscheiden. Er besitzt eine Abschluss in Psychiatrie, beschloss aber nach ersten, kleinen Erfolgen sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Bis jetzt anscheinend eine gute Wahl. In seiner Muttersprache gibt es bereits wieder zwei weitere Veröffentlichungen El detalle (tres novelas breves), 2005 und ZigZag, 2006. Leider muss ich wieder auf die deutsche Ausgabe warten, oder möglichst schnell spanisch lernen. Denn trotz meiner kleinen Enttäuschung in Bezug auf Die Elfenbeinschatulle, wird José Carlos Somoza von mir noch ein oder zwei weitere Chancen bekommen.

Die Elfenbeinschatulle - José Carlos SomozaWeitere Infos:
www.clubcultura.com
www.ullsteinbuchverlage.de
www.krimi-couch.de
wasix meinte am Okt 2, 10:30:
es gibt nachschub...
...von dem kubanischen/spanischen psychiater mit hang zum abstrusen. unlängst erschienen (allerdings vorerst nur in gebundener fassung):
DAS EINSTEIN-PROJEKT. angeblich "unerträglich spannend"... 
srocca antwortete am Okt 14, 21:05:
Klingt gut...
obwohl von Der Elfenbeinschatulle war ich ein wenig enttäuscht. Die dreizehnte Dame war allerdings sensationell!