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Die längst überfällige Gastkritik zum Erstlingsroman des Shooting-Stars der Horrorliteratur. Man kennt Joe Hills Vater. Man sollte auch dessen Blind bzw. Heart-Shaped Box kennen... (Geschrieben von Wasix)

Joe HillEr sieht aus wie der junge Stephen King. Er ist der junge Stephen King. Nun ja, fast. Warum er das Pseudonym Joe Hill trägt? Weil er es sich nicht ganz so einfach machen, nicht andauernd in einem Atemzug mit seinem Vater genannt werden wollte. Was nicht ganz so leicht ist und auch kaum funktioniert. Gilt dieser doch als bekanntester Schriftsteller jenes Genres, dass sich auch der direkte Schreibernachwuchs vorgenommen hat zu beackern. Vom "King of Horror" ist da oft die Rede. Vollkommen zu Recht. Zumindestens was Popularität und Output betrifft. Mehr als 200 Millionen mal haben sich seine über 40 Romane und 100 Kurzgeschichten verkauft. Zahlen, bei denen man durchaus von einer gewichtigen Bürde sprechen kann. Die der Sohnemann - geboren 1972 als Joseph Hillstrom King - allerdings problemlos bewältigt. So wurde seine Erstveröffentlichung, die nur in limitierter Anzahl aufgelegte Kurzgeschichtensammlung 20th Century Ghosts (2005), mit dem Bram Stoker Award - für "Best Fiction Collection" - sowie dem British Fantasy Award - für "Best Collection" und "Best Short Story" in der Sparte "Best New Horror" - ausgezeichnet. Was mitunter dazu führte, dass sein im Februar dieses Jahres - gleichzeitig in deutscher und englischer Sprache - veröffentlichter Debut-Roman auf Anhieb in 20 Länder verkauft wurde.

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Nein, Joe Hill ist nicht der bessere Stephen King. Jedoch schafft er es, sich mit ihm auf eine Stufe zu stellen. Betreffend der besseren oder schlechteren Werke Kings, bleibt dahingestellt. Denn eines darf man sich von Blind - der Originaltitel Heart-Shaped Box ist dem gleichnamigen Nirvana-Song entlehnt - nicht erwarten: Anspruch in Buchform. Vielmehr kommt Blind einer fast schon altmodischen, dafür umso geschickter aufgepeppten Geistergeschichte gleich. Weil ohne langes Vorgeplänkel schnell zur Sache kommend, einfach geschrieben und zu lesen. Wer also mit den richtigen Erwartungen an diesen Roman herangeht, wird über 428 (deutschsprachigen) Seiten mit einem schaurig-schrägen Horrortrip belohnt. Einem, der vor allem eines nie ist: langweilig. Im Gegenteil. Blind ist genauso spannend wie es der Kurzinhalt am Buchumschlag erhoffen lässt. Soetwas gefällt Genre-Kritikern, der geneigten Leserschaft und mit Sicherheit auch dem Herrn Papa. Soetwas gefällt vor allem aber der Filmindustrie, in diesem Fall Warner Bros, die sich bereits im Vorfeld der Veröffentlichung von Blind dessen Filmrechte gesichert hat. Wenn da mal nicht - bei richtigem Drehbuch und richtigem Regisseur - ein verdammt cooler Horrorstreifen auf uns zukommt. In diesem Sinne: Man sieht sich im Kino.

Blind - Joe HillHeart-Shaped Box - Joe HillMehr Infos:
www.joehillfiction.com
Stern-Kritik von Blind
Time Magazine-Review von Heart-Shaped Box