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Alexander Masters erzählt in Stuart: A life backwards die Geschichte von Stuart Shorter. Junkie, Dieb, Psychopath, Obdachloser und Opfer widriger Umstände.

Alexander MastersEigentlich hat Alexander Masters einen Abschluss in Physik. Doch dann lernte er aufgrund seiner Arbeit für eine wohltätige Organisation Stuart Shorter kennen und begann dessen Lebensgeschichte aufzuzeichnen. Würde es sich bei diesem Buch um einen Roman handeln, könnte man dem Autor vorwerfen, so gut wie keines der Klischees ausgelassen zu haben. Junge mit körperlicher Behinderung, gewalttätiger Vater, Sonderschule, sexueller Missbrauch durch den Bruder und andere Erwachsene wird durch diese Lebensumstände selbst zum Gewalttäter, Klebstoffschnüffler und in Folge Heroinsüchtiger, was ihn wiederum abwechselnd auf die Straße und ins Gefängnis bringt. Anschließend halbwegs erfolgreiche Versuche zur Resozialisierung, die aber trotzdem in ein tragisches Ende münden.

Stuart ShorterMasters arbeitete mehr als vier Jahre an dieser Biografie. Währenddessen hatte er die Gelegenheit Stuart besser kennenzulernen und ihn bei der Arbeit an dem Buch einzubinden. Und Stuart wusste, was er sich vorstellte. Er wollte eine Lebensgeschichte, die spannend geschrieben ist, so ein bisschen wie Tom Clancy, was er dem Autor auch ohne Umschweife nach Durchlesen der ersten Fassung mitteilte. Wodurch sich Masters gezwungen sah, alles noch einmal zu überdenken. Stuart schlug dann vor, sein Leben einfach von hinten nach vorne zu erzählen, um das Buch interessanter zu machen. Ob Stuart Shorter mit der endgültigen Fassung des Buches einverstanden gewesen wäre, wird man nicht mehr erfahren, da er kurz vor Fertigstellung von einem Zug überfahren wurde. Ob Selbstmord oder Unfall konnte nicht geklärt werden.

Stuart war eine Art Jekyll und Hyde Persönlichkeit. Er neigte zu gewalttätigen Ausbrüchen, die ihn immer wieder in Schwierigkeiten brachten, wusste aber, dass diese Gewalt eigentlich zu nichts führt. Andererseits war er auch bereit sich zu engagieren, um anderen Leuten zu helfen. So unterstützte er die Organisation eines Protestes der helfen sollte, zwei Sozialarbeiter aus der ungerechtfertigten Haftstrafe zu befreien. Er hegte immer wieder Selbstmordabsichten, wollte es aber lieber wie Mord aussehen lassen, weil er der Meinung war, dass seine Mutter damit besser umgehen könnte. Er erhielt eine kleine Sozialwohnung, hat aber trotzdem immer wieder auf der Strasse geschlafen, weil es manchmal zu umständlich war, nach Hause zu gehen. Masters lässt Stuart häufig selbst zu Wort kommen und der Leser bekommt vermittelt, dass Stuart seine Situation sehr realistisch einschätzen kann, es fehlt ihm aber die Motivation, sich wirklich zu ändern. Durch Stuart: A life backwards erhält der Leser einen realistischen Einblick in das Leben eines Obdachlosen mit allen möglichen Höhen und Tiefen und den Schwierigkeiten, die eine Einbindung ins sogenannte "normale" Leben mit sich bringen.

Masters bekam für seine Biografie den Guardian First Book Award. Das Buch erschien 2006 auch in deutscher Sprache und eine Verfilmung von Stuarts Leben wird gerade vom BBC in Angriff genommen.

Stuart. A life backwards - Alexander MastersWeitere Infos:
books.guardian.co.uk
www.faz.net
www.perlentaucher.de
fm4.orf.at