Natsuo Kirino schafft es mit Grotesque bereits zum zweiten Mal einen außergewöhnlichen Kriminalroman zu veröffentlichen, der den Leser nach einem Nachfolger lechzen lässt.
Natsuo Kirino hat in Japan bereits unzählige Romane und Kurzgeschichten herausgebracht, obwohl sie erst in ihren Dreißigern mit dem Schreiben begonnen hat. Der erste Roman, der auch außerhalb Japans erschienen ist, war Die Umarmung des Todes (engl. Out). In Japan als Krimi des Jahres bezeichnet, wurde Out im Jahr 2004 dann auch für den Edgar Allen Poe Award nominiert, was zuvor noch keinem japanischen Autor gelungen ist. 2007 ist dann auch Grotesque in englischer Sprache erschienen.
Ausgangspunkt für den Roman sind die Morde an zwei Prostituierten, die sich bereits seit der Schulzeit kennen. Yuriko, in ihren besten Jahren eine vollkommene Schönheit und Kazue, eine Karrierefrau, die in der Nacht dem ältesten Gewerbe der Welt nachgeht, sterben unter sehr ähnlichen Umständen. Durch Yurikos Schwester erfährt der Leser die Lebensgeschichte der beiden Mordopfer und die des Mörders aus unterschiedlichen Perspektiven. Sowohl Opfer als auch Mörder kommen mit Hilfe von Berichten, Aufzeichnungen und Tagebüchern selbst zu Wort und erklären, warum sich alles so und nicht anders entwickeln musste.
Wer sich von Kirino einen Kriminalroman nach bekanntem Schema erwartet, liegt vollkommen falsch. Es finden zwar zwei Morde statt, die Aufklärung dieser Verbrechen bleibt allerdings Nebensache. Vielmehr wird die weibliche Psyche aus unterschiedlichen Sichtweisen beleuchtet. Wie schon in Out stehen die Frauen der japanischen Gesellschaft im Mittelpunkt, die sich oft als Menschen zweiter Klasse sehen. Schon während der Schulzeit entscheiden Geld, Herkunft oder Schönheit, ob man beliebt ist oder einfach nur geduldet wird. Später werden sie von Männern ausgenutzt, unterdrückt, benachteiligt und in Grotesque auch ermordet. Trotzdem wehren sie sich auf ihre ganz eigene Weise.
Grotesque ist ein Buch für Freunde ungewöhnlicher Kriminalliteratur, das den Leser zu fesseln versteht. Es ist beunruhigend und lässt sich nicht so leicht vergessen, obwohl keine blutigen Details beschrieben werden. Trotzdem gibt es in Grotesque keine Szene, die derart beeindruckend ist, wie die trockene, detailgetreue und emotionslose Schilderung der Zerstückelung des ermordeten Ehemannes in Die Umarmung des Todes. Kaum zu glauben, dass Natsuo Kirino auf dem Gebiet keine eigene Erfahrung hat. "But I've never actually witnessed an autopsy -- it all came from my imagination, or from what I've seen when chopping up a chicken or fish in the kitchen." (search.japantimes.co.jp) Out wurde in Japan bereits verfilmt, angeblich gibt es auch schon Interessenten für eine amerikanische Version. Grotesque gibt es derzeit leider nicht in deutscher Sprache, was sich hoffentlich noch ändert und auch für alle weiteren Bücher der Autorin wünschenswert wäre.
Weitere Infos:
www.kirino-natsuo.com
en.wikipedia.org
www.krimi-couch.de
Natsuo Kirino hat in Japan bereits unzählige Romane und Kurzgeschichten herausgebracht, obwohl sie erst in ihren Dreißigern mit dem Schreiben begonnen hat. Der erste Roman, der auch außerhalb Japans erschienen ist, war Die Umarmung des Todes (engl. Out). In Japan als Krimi des Jahres bezeichnet, wurde Out im Jahr 2004 dann auch für den Edgar Allen Poe Award nominiert, was zuvor noch keinem japanischen Autor gelungen ist. 2007 ist dann auch Grotesque in englischer Sprache erschienen.
Ausgangspunkt für den Roman sind die Morde an zwei Prostituierten, die sich bereits seit der Schulzeit kennen. Yuriko, in ihren besten Jahren eine vollkommene Schönheit und Kazue, eine Karrierefrau, die in der Nacht dem ältesten Gewerbe der Welt nachgeht, sterben unter sehr ähnlichen Umständen. Durch Yurikos Schwester erfährt der Leser die Lebensgeschichte der beiden Mordopfer und die des Mörders aus unterschiedlichen Perspektiven. Sowohl Opfer als auch Mörder kommen mit Hilfe von Berichten, Aufzeichnungen und Tagebüchern selbst zu Wort und erklären, warum sich alles so und nicht anders entwickeln musste.
Wer sich von Kirino einen Kriminalroman nach bekanntem Schema erwartet, liegt vollkommen falsch. Es finden zwar zwei Morde statt, die Aufklärung dieser Verbrechen bleibt allerdings Nebensache. Vielmehr wird die weibliche Psyche aus unterschiedlichen Sichtweisen beleuchtet. Wie schon in Out stehen die Frauen der japanischen Gesellschaft im Mittelpunkt, die sich oft als Menschen zweiter Klasse sehen. Schon während der Schulzeit entscheiden Geld, Herkunft oder Schönheit, ob man beliebt ist oder einfach nur geduldet wird. Später werden sie von Männern ausgenutzt, unterdrückt, benachteiligt und in Grotesque auch ermordet. Trotzdem wehren sie sich auf ihre ganz eigene Weise.
Grotesque ist ein Buch für Freunde ungewöhnlicher Kriminalliteratur, das den Leser zu fesseln versteht. Es ist beunruhigend und lässt sich nicht so leicht vergessen, obwohl keine blutigen Details beschrieben werden. Trotzdem gibt es in Grotesque keine Szene, die derart beeindruckend ist, wie die trockene, detailgetreue und emotionslose Schilderung der Zerstückelung des ermordeten Ehemannes in Die Umarmung des Todes. Kaum zu glauben, dass Natsuo Kirino auf dem Gebiet keine eigene Erfahrung hat. "But I've never actually witnessed an autopsy -- it all came from my imagination, or from what I've seen when chopping up a chicken or fish in the kitchen." (search.japantimes.co.jp) Out wurde in Japan bereits verfilmt, angeblich gibt es auch schon Interessenten für eine amerikanische Version. Grotesque gibt es derzeit leider nicht in deutscher Sprache, was sich hoffentlich noch ändert und auch für alle weiteren Bücher der Autorin wünschenswert wäre.
Weitere Infos:
www.kirino-natsuo.com
en.wikipedia.org
www.krimi-couch.de
teildesganzen meinte am Nov 22, 16:55:
gute Rezension!
Ich habe mal mit dem Inhaber der Krimibuchhandlung Alibi in Köln gesprochen und er meinte, es gäbe keine guten japanischen Krimiautoren. Natsuo Kirnio muss dann die berühmte Ausnahme sein, denn ihre Krimis sind wirklich lesenswert und stechen aus dem Einheitsbrei hervor. Bisher habe ich Out und Real World von ihr gelesen (Rezension unter http://krimiblogger.twoday.net/ ), aber aus einem mir selbst unerfindlichen Grund habe ich diesen Band übersprungen. Vielleicht habe ich befürchtet, dass er zu gewalttätig ist? Aber abgesehen davon bekomme ich so langsam den Eindruck, als ob es kein echtes Zuckerschlecken ist in Japan zu leben, ... .
4rx (Gast) meinte am Apr 9, 14:29:
Im glad I finally registered
You've got terrific knowlwdge right here.