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Gibt es eine Welt unterhalb der uns bekannten? Diese Frage hat sich schon Jules Verne in Die Reise zum Mittelpunkt der Erde gestellt. Albert Sánchez Piñols Pandora im Kongo wandelt auf seinen Spuren.

Pandora im Kongo ist der zweite Roman von Piñol. Im Rausch der Stille, sein Erstling, wurde ein Überraschungserfolg, der sich lange Zeit auf den Bestsellerlisten hielt, in 27 Sprachen übersetzt wurde und 2005 auch in einer deutscher Ausgabe erschienen ist. Pandora im Kongo gab es zu diesem Zeitpunkt bereits in der katalanischen Originalversion. Die Zeitung El Pais kürte den Roman zum besten Buch des Jahres 2005. Zwei Jahre später kann man jetzt die deutsche Fassung erwerben.

Albert Sánchez PiñolAlbert Sánchez Piñol ist studierter Anthropologe. Seine Abschlussarbeit schrieb er über ein Volk im Kongo. Was liegt also näher als den Kongo zum Schauplatz seines Romanes zu machen: Ein Ghostwriter schreibt Schundromane über abstruse Abenteuer im Kongo und erhält dadurch einen Auftrag von einem Anwalt. Er soll die Geschichte des mutmaßlichen Mörders Marcus Garvey niederschreiben, dem die Ermordung zweier britischer Aristokraten vorgeworfen wird. Marcus Geschichte führt den ehrgeizigen Schreiberling auf eine Abenteuerreise in den tiefsten Kongo, wo sich die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht mehr trennen lassen. Marcus erzählt von der Grausamkeit der Weißen gegen die einheimische Bevölkerung, die auf brutalste Weise als Arbeitssklaven rekrutiert werden und von einer Expedition auf der Suche nach Gold. Doch in der Mine findet sich nicht nur das gelbe Edelmetall, sondern auch seltsame, blasse Wesen mit ovalen Köpfen und sechs Fingern, die den Eindringlingen den Kampf ansagen.

Wie auch schon Im Rausch der Stille gibt es ein weibliches Wesen der fremden Spezies, zu der Marcus und einer der Aristokraten eine sexuelle Beziehung aufbauen. Diesmal färbt aber die Geschichte auch auf den Ghostwriter Thomson ab, der sich in das ungewöhnliche Mädchen verliebt. Thomson ist die Hauptfigur des zweiten Handlungsstranges im Roman. Durch ihn wird das Abenteuer im Kongo niedergeschrieben. Doch der Leser begleitet auch Thomson durch dessen Leben, während er die Geschichte von Marcus Garvey niederschreibt. Er erfährt von den Kriegserlebnissen des ehemaligen Ghostwriters, von seinen Erfahrungen als Journalist, vom Prozess gegen Marcus Garvey und wie es zur Veröffentlichung des Romans Pandora im Kongo kam.

Piñol mischt bei seinem neuen Roman, wie schon bei Im Rausch der Stille, verschiedene Genres. Pandora im Kongo ist Krimi, Abenteuerroman und Fantasyliteratur in Einem. Der Roman ist spannend und intelligent geschrieben. Die unterschiedlichen, teilweise fantastischen Handlungen ergänzen sich und werden auch plausibel miteinander verbunden. Einziger Wermutstropfen für Leser, die auch seinen ersten Roman kennen, ist, dass die fremden Kreaturen von Pandora im Kongo stark an die Ungeheuer aus Im Rausch der Stille erinnern. Vor allem die sexuellen Beziehungen der männlichen Protagonisten zum weiblichen Alien haben einige Gemeinsamkeiten. Wen solche Wiederholungen nicht stören, der wird viel Freude an dem Roman haben. Und vielleicht behandelt Piñol in seinem nächsten Buch ein ganz anderes Thema, das mich dann wieder so überrascht und beeindruckt wie Im Rausch der Stille.

Pandora im Kongo - Albert Sánchez PiñolWeitere Infos:
www.dradio.de
www.ndrkultur.de
www.readme.de
tinius meinte am Aug 19, 23:26:
da bin ich recht gespannt. Ich habe beide Bücher gerade gekauft, fühlte mich aber nach den Klappentexten erst einmal abgeschreckt... LG tinius