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Freunde von Welshs Kurzgeschichtensammlung Acid House mussten einige Jahre auf einen Nachfolger warten, jetzt kehrt er mit seinem neuen Buch zu diesem Metier zurück.

Irvine WelshEs ist nicht so, dass Irvine Welsh in der Zwischenzeit keine Kurzgeschichten geschrieben hätte, sie wurden auch in diversen Anthologien veröffentlicht, aber ein neues Buch mit gesammelten Erzählungen des Autors ließ auf sich warten. In If you liked School you’ll love Work widmet sich Welsh jetzt wieder der kurzen Form. Das Buch enthält fünf Geschichten, wovon die letzte - Kingdom of Fife - eher einem kurzen Roman entspricht, sie umfasst fast 200 Seiten. Ungewöhnlich ist, dass vier der Kurzgeschichten nichts mit Schottland zu tun haben. Welsh begründet das damit, dass er einen großen Teil seiner Zeit in Amerika verbracht hat und sich dieser Aufenthalt auch in seinem Werk manifestiert.

Die ersten vier Erzählungen sind unterhaltsam zu lesen und enthalten einige ungewöhliche, abartige Ideen, die typisch für das Werk des Autors sind. Trotzdem sind diese Geschichten nicht unbedingt, was man von Irvine Welsh erwartet. Die Charaktere sind weniger authentisch und glaubwürdig als man es gewohnt ist, was auch an der verwendeten Sprache liegt. Welsh versucht sich an verschiedenen Dialekten - von amerikanisch bis mexikanisch - und kann damit nicht wirklich überzeugen. Einzig das erste Stück Rattlesnake wird mir länger in Erinnerung bleiben, was aber ausschließlich am originellen Inhalt liegt: Ein Ausflug von drei Freunden in die Wüste endet damit, dass einer der Protagonisten von einer Klapperschlange in sein bestes Stück gebissen wird. Was tun? Das Gift gehört natürlich ausgesaugt. Soll das der weibliche oder der männliche Freund tun? Und was passiert wenn es dafür unerwartete Zeugen gibt, die diese Situation missverstehen? Sehr unterhaltsam!

Die letzte Erzählung Kingdom of Fife ist dann Welsh at his best. Er verwendet diesmal wieder schottischen Dialekt. Das ist zwar anfangs anstrengend zu lesen, wenn man aber über die ersten paar Seiten hinauskommt, nehmen einen Sprache und Geschichte gefangen. Der Protagonist Jason stammt aus der Arbeiterschicht Edinburghs, mag Frauen, Tischfußball und Pubbesuche mit seinen Freunden. Er kämpft mit üblichen Problemen wie Arbeitslosigkeit und weiß nicht so recht, was er in Zukunft machen soll. Als ehemaliger, erfolgloser Jockey hat er keine richtige Ausbildung. Ein Lichtblick im tristen Alltag ist der Besuch eines nach Spanien ausgewanderten Freundes in Edinburgh, doch auch das gestaltet sich anders als gedacht.

Es wäre nicht Welsh wenn Kingdom of Fife nicht zahlreiche skurrile Einfälle enthalten würde. So will Jason einem Tischfußballrichter einen Gefallen tun und landet in Frauenkleidern auf der Straße. Oder er sucht den verschollenen Kopf eines - durch einen Motoradunfall - verunglückten Freundes im Straßengraben. Genau diese ungewöhnlichen Situationen inmitten einer sonst sehr realistisch wirkenden Handlung machen das aus, was mir an Welsh gefällt. Alleine wegen Kingdom of Fife ist If you liked School you’ll love Work einen Buchkauf wert und die anderen Geschichten sind ja auch nicht gerade schlecht. Selbst wenn die Begeisterung der Kritker sich - wie oft bei Welsh - in Grenzen hält. Dazu hat der Autor selbst seine eigene Meinung: "If they were any good they would have done it themselves and be selling truckloads. But they ain’t and I am. I know this, they do too. Enough said." (www.pulppusher.com)

If you liked School you’ll love Work gibt es bisher nur in englischer Sprache. Da auch das letzte Buch Bedroom Secrets of the Master Chiefs noch nicht übersetzt wurde, wird man wahrscheinlich noch einige Zeit auf die deutsche Version warten müssen. Welsh selbst arbeitet bereits an seinem nächsten Roman, der von einem Polizisten aus Edinburgh auf Urlaub in Florida handelt.

If you liked School you’ll love Work - Irvine WelshWeitere Infos:
www.irvinewelsh.com
www.irvinewelsh.net
www.list.co.uk
www.kqed.org