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Seit er sich erinnern kann, geht Animal auf allen Vieren. Ausgelöst durch einen katastrophalen Chemieunfall in einer kleinen, indischen Stadt, an dessen fatalen Folgen die Bevölkerung noch immer leidet.

Indra SinhaDurch Animal, den Ich-Erzähler in Animal’s People von Indra Sinha, erfährt der Leser vom Schicksal der Menschen in Khaufpur. Eine Nacht hat das Leben aller Einwohner verändert. Die ortsansässige, von einer amerikanischen Firma betriebene Chemiefabrik explodiert und setzt giftige Gase frei. In dieser Nacht sterben viele und die Überlebenden spüren die Folgen bis in die Gegenwart. Auch Animal ist einer von ihnen. Er hat in dieser Nacht seine Eltern verloren und ist gezwungen auf allen Vieren zu gehen, da sein Rückrat es nicht anders zulässt. Er lebt mit einer verrückten Ordensschwester in einer kleinen Hütte, ernährt sich durch Betteln und Gelegenheitsarbeiten. Bis er Nisha trifft, sich in sie verliebt und sich einer Gruppe von Aktivisten anschließt. Diese Menschen kämpfen dafür, dass die amerikanische Firma sich endlich vor Gericht für den Unfall verantworten muss.

Als eine amerikanische Ärztin eine Klinik in Khaufpur eröffnet, um den mittellosen und kranken Menschen medizinische Versorgung gratis gewährleisten zu können, begegnet ihr die Bevölkerung mit Misstrauen. Sie könnte von der amerikanischen Firma - der Kampani, wie alle sie nennen - geschickt worden sein, damit sie die Menschen ausspioniert und falsche Gutachten erstellt. Animal freundet sich mit der Ärztin an und erhält den Auftrag herauszufinden, was es mit ihr und der Klinik auf sich hat. Ist die Ärztin wirklich da um den Menschen von Khaufpur zu helfen oder eine Abgesandte des Feindes?

Der Roman funktioniert vor allem durch die Stimme des Ich-Erzählers Animal, der dafür sorgt, dass trotz des ernsten Hintergrundes immer auch etwas zum Schmunzeln dabei ist. Animal hadert nicht mit seinem Schicksal, er ist frech und lebt nach seinen eigenen Prinzipien. Er geht auf allen Vieren, also ist er auch kein Mensch und ihren Regeln nicht verpflichtet. So beobachtet er ohne schlechtes Gewissen die amerikanische Ärztin beim Duschen oder versucht Nishas Schwarm mit Hilfe von dubiosen Medikamenten jeden Sexualtrieb zu nehmen. Animal sorgt dafür, dass die Geschichte immer wieder überrascht und humorvoll bleibt, was durchaus im Sinn des Autors ist: "People assume Animal’s People must be a grim read, but New York magazine called it ‘scabrously funny’, which delights me. In the end, the only way to deal with tragedy is to laugh at it."(www.themanbookerprize.com)

Animal’s People wurde 2007 in die Shortlist des Man Booker Prize gewählt. Davor wurde er von Kritikern und Lesern kaum wahrgenommen. Vielleicht lag das am realen Hintergrund des Romans, der die Befürchtung nahe legt, dass es sich dabei um eine Art Abrechnung mit den schrecklichen Folgen eines Industrieunfalles handelt. Der Autor Indra Sinha engagiert sich seit Jahren für die Opfer des Bhopal Disasters, das den Ereignissen in Khaufpur als Grundlage dient. Er widmete sein Werk auch einem der Opfer der Katastrophe - Sunil -, der als Aktivist für Bhopal weltweit für Aufsehen sorgte, bevor er Selbstmord beging. Einige seiner Charakterzüge leben laut Indra Sinha in Animal weiter.

Animal's People - Indra SinhaWeitere Infos:
www.indrasinha.com
en.wikipedia.org
themanbookerprize.com
theasylum.wordpress.com