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Einer der dicksten Wälzer des vergangenen Jahres war wohl das Roman-Debut des amerikanischen Autors Gordon W. Dahlquist, The Glass Books of the Dream Eaters.

Gordon W. DahlquistIn den 753 Seiten der recht klein gedruckten englischen Taschenbuch- ausgabe verbirgt sich aber auch jede Menge Inhalt. Man erfährt die mysteriöse Handlung aus der Sicht von drei verschiedenen, charakterlich stark konträren Personen. Zum Einen ist da Miss Temple, eine junge Dame aus gutem Hause, die gerade von ihrem Verlobten verlassen wurde und den Grund dafür gerne in Erfahrung bringen würde. Außerdem gibt es noch Cardinal Chang, einen zwielichtigen Auftragskiller, der sein geplantes Opfer bereits tot auffindet und zu guter Letzt den Militärarzt Abelard Svenson, der den ihm anvertrauten, spurlos verschwundenen Prinzen wiederfinden möchte. Um den unerklärlichen Vorfällen auf die Spur zu kommen, beschließen die Drei gemeinsam nachzuforschen und decken dabei Intrigen, Mord und alchemistische Experimente auf.

Den Inhalt hier im Detail wiederzugeben, würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Aber ein paar kleine Hinweise können nicht schaden: Die Handlung spielt im Viktorianischen England und ist teils Krimi, teils Fantasygeschichte, teils historischer Roman mit einem Hauch Erotik. Es gibt Mord und Totschlag, Intrigen und Machtspiele, alchemistische Experimente an Menschen, zahlreiche Kämpfe mit Degen, Messern und Pistolen und einige sexuelle Erlebnisse der ungewöhnlichen Art. Das Buch umfasst zehn Kapitel die jeweils aus der Sicht einer der drei Personen die Ereignisse beleuchten. So erhält der Leser nach und nach einen immer detailierteren Einblick in die Vorkommnisse. Das ist manchmal verwirrend, ebenso wie die Anzahl der im Roman verwendeten Personen. Doch wenn man beim Lesen auch hin und wieder den Überblick verliert, unterhaltsam bleibt das Buch immer. Es passiert ständig irgendetwas. Das manches an den Haaren herbeigezogen scheint, stört nicht weiter.

Interessant sind bei diesem Roman auch die Veröffentlichungsstrategien in den verschiedenen Ländern. 2006 erschien das Buch in Amerika - der Heimat des Autors - in einem Band. Die deutsche Ausgabe erfolgte in einem Schuber mit den zehn Kapiteln als Einzelbände. In Großbritannien beschloss man das Buch - ganz im Sinne von G. W. Dahlquist - in zehn Teilen, nach dem Vorbild Viktorianischer Groschenromane herauszugeben. Zwischen Oktober und Dezember 2006 erhielten die Abonnenten Band 1 bis 10 zugeschickt. Anschließend folgte dann die Herausgabe des Romanes als Ganzes. Der Autor, der zuvor Theaterstücke und Filmdrehbücher geschrieben hat, ist von der der Serie als Unterhaltungsform überzeugt und sieht darin auch eine Möglichkeit für Buchveröffentlichungen: "Victorian serials were the essence of popular entertainment, and in our own popular culture serial storytelling remains as popular as ever. It's simply moved away from print and into television, where long-form episodic drama has found a new home." (books.guardian.co.uk). Hollywood hat angeblich schon angebissen und sich die Filmrechte gesichert. Die Fortsetzung des Buches soll bereits dieses Jahr erscheinen und die Handlung ungefähr eine Woche nach Ende des Romanes weiterführen.

The Glass Books of the Dream Eaters - G. W. DahlquistWeitere Infos:
www.gordon-dahlquist.de
www.spiegel.de
www.powells.com