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Jeanette Winterson erschafft in ihrem neuesten Roman eine apokalyptische Science-Fiction-Parabel über Liebe, Zerstörung, künstliche Intelligenz und die Frage nach der Definition von Menschlichkeit.

Jeanette WintersonDie Autorin kann bereits auf eine länger andauernde Karriere als Schriftstellerin zurückblicken. Bereits ihr erster, autobiografischer Roman Oranges Are Not The Only Fruit (1985) erhielt den Whitbread Prize und wurde verfilmt. Dennoch ist The Stone Gods das erste Buch von Jeanette Winterson, das den Weg in mein Bücherregal gefunden hat. Der Roman ist in vier Teile gegliedert, den ersten habe ich mit steigender Begeisterung verschlungen. Danach folgte etwas Enttäuschung über die Unterbrechnung der Geschichte und resultierte darin, dass es eine Zeit lang in einer Ecke unterm Sofa verbringen musste. Was ich nach Wiederaufnahme der Lektüre bereute. Denn die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Grundthema machen durchaus Sinn und tragen zu einem gelungenen Ganzen bei.

The Stone Gods spielt größtenteils in der Zukunft. Die einzelnen Teile des Romans werden durch die Figur der Billie Crusoe zusammengehalten. Sie führt als Wissenschafterin/Seemann durch den Roman. Billie ist desillusioniert und voller Kritik an den jeweiligen Machthabern. Sie sieht, dass die Menschheit immer wieder die selben Fehler macht, die zum Untergang eines Planeten/einer Zivilisation führen. Ihr Lösungsansatz ist die Programmierung eines weiblichen Robo Sapiens, eines Roboters, dem sie menschliche Verhaltensweisen näher bringt. Dieser soll in Zukunft die Menschen bei wichtigen Entscheidungen unterstützen und durch logische, gut durchdachte, aber emotionslose Entscheidungen gröbere Katastrophen verhindern. Jeanette Winterson verleiht dem Robo Sapiens sehr viel Menschlichkeit und stellt immer wieder die Frage, was einen Menschen eigentlich ausmacht. Bezeichnend dafür auch die Liebesgeschichte zwischen Billie und Spike, dem Robo Sapiens im ersten Teil des Buches.

Der Roman besticht besonders durch seine gelungene Sprache, sowie witzige Dialoge und Ideen. Manchmal etwas anstrengend ist der erhobene Zeigefinger bei der Darstellung der Fehler, die die Menschheit immer wieder macht und die schließlich zur Apokalypse führen müssen. Passt aber irgendwie zur Handlung und ist deshalb nicht allzu störend. Großartig hingegen die erste (zumindest von mir gelesene) Sexszene des vom Rumpf getrennten Kopfes (!) eines weiblichen Roboters mit einer jungen Frau, der den Robo Sapiens begeistert hinterlässt wegen seiner vibrierenden Zunge und den ungeahnten Verwendungsmöglichkeiten, die sich daraus eröffnen. The Stone Gods ist ein unterhaltsamer Science Fiction Roman, der vielleicht nicht ganz dem Genre entspricht. Aber wie die Autorin selbst sagt: "People say to me, 'so is the Stone Gods science fiction?' Well, it is fiction, and it has science in it, and it is set (mostly) in the future, but the labels are meaningless." (Jeanette Winterson)

The Stone Gods - Jeanette WintersonWeitere Infos:
www.jeanettewinterson.com
www.themodernword.com
www.guardian.co.uk