In den USA seit Wochen auf den Bestsellerlisten. Noch erfolgreicher als Dan Browns Da Vinci Code. Das erzählt man von Elizabeth Kostovas The Historian.
Bei solchen Vorgaben ist Skepsis angesagt. Andererseits handelt der Roman von Dracula, einer meiner literarischen Lieblingsfiguren seit der Lektüre von Bram Stoker. An dieser Vorlage wird The Historian von mir aber auch gemessen. Keine leichte Aufgabe für die Debütantin Elizabeth Kostova.
Suche nach Vlad Tepes
Die Autorin hat ihrerseits sehr viel Zeit und Arbeit in dieses Buch investiert. Zehn Jahre dauerte die Fertigstellung dieses Romans. Über 600 Seiten umfasst die englische Ausgabe. Darin ist jede Menge Information verpackt. Viele Kritiker meinen zuviel Information. Die erzählte Handlung durchläuft mehrere Jahrhunderte, unzählige Schauplätze und einige Handlungsstränge. Die Akteure suchen nach Draculas letzter Ruhestätte. Berichtet wird das Ganze von einer jungen Frau, die diese Geschichte von ihrem Vater erfährt und schließlich auch darin verwickelt wird.
Einige Gelehrte haben ein mysteriöses Buch auf seltsame Art und Weise erhalten. Dieses Buch hängt irgendwie mit Vlad Tepes - Dracula - zusammen. Je genauer dessen Leben und Tod erforscht wird, desto unheimlicher stellt sich die Historie dar. Letztendlich bleibt die Erkenntnis: Dracula lebt. Deshalb soll seine letzte Ruhestätte gefunden werden. Die Angaben dazu finden sich in unterschiedlichen historischen Dokumenten. Aber es bleiben noch einige Unklarheiten. Feldforschung ist angesagt. Die Akteure suchen deshalb vor Ort nach Hinweisen. Das führt sie durch verschiedene Länder von der Türkei nach Ungarn, Bulgarien und Rumänien, um nur einige Schauplätze zu nennen. Dort müssen sie mit fast unüberwindbaren Schwierigkeiten kämpfen.
Der Historiker, ein historischer Roman
Wer sich von The Historian einen blutigen, actionreichen Vampir-Roman erwartet, wird enttäuscht sein. Ein Großteil des Romans handelt von historischen Quellen, der Suche danach und deren Deutung. Diese Quellen befinden sich in den unterschiedlichsten Ländern, die ebenfalls sehr detailreich dargestellt werden. Der Leser erfährt vieles zur Situation der kommunistischen Länder vor dem Fall des eisernen Vorhangs oder zur Geschichte des osmanischen Reiches und dessen Verbindung zum historischen Dracula, Vlad Tepes. Dracula selbst tritt erst im letzten Drittel des Buches wirklich in Erscheinung, als bibliophiler Blutsauger mit umfangreicher literarischer Sammlung.
Kostova beschreibt ihren Zugang zur Dracula-Geschichte folgendermaßen: In ihrer Kindheit bereiste sie mit ihrem Vater viele Ost- und Westeuropäische Länder. Auf diesen Reisen erzählte ihr Vater auch von Vampiren. Deshalb ist für sie eine Trennung von Vampir-Geschichten, Reisen und historischen Erkenntnissen undenkbar. Außerdem stammt ihr Ehemann aus Bulgarien. Er konnte ihr sicher auch viele Eindrücke aus seinem Geburtsland vermitteln. Die Autorin selbst sieht ihr Buch als historischen Roman in viktorianischer Tradition. "It's a very long book. It's a very detailed book. It's in an epic Victorian tradition. It's slow. I like to think that it's readable but it's not an hour's read." (books.guardian.co.uk). Der schnelle Weg des Romans auf die Bestsellerlisten und die große Unterstützung durch den Verlag dürfte sie selbst am meisten überrascht haben. The Historian wurde bereits in unzählige Sprachen übersetzt. Die deutsche Version ist Ende August im Berlin-Verlag erschienen. Sogar die Filmrechte sind schon verkauft
Dracula versus Da Vinci
Was mich bei den Kritiken am meisten überrascht hat, sind die ständigen Vergleiche mit The Da Vinci Code. Während des Lesens wäre ich nie auf die Idee gekommen, diesen Roman mit dem von Dan Brown zu vergleichen. Es stimmt schon, beide verwenden historische Begebenheiten, die schon zu vielen Spekulationen eingeladen haben. Auf der einen Seite Vlad Dracula und sein mysteriöses Leben als Untoter, auf der anderen Seite Da Vinci und die Suche nach dem heiligen Gral. Damit hören sich meiner Meinung nach aber die Gemeinsamkeiten auf. Dem Verlag kann man natürlich nicht verdenken, dass er den Erfolg von Dan Browns Roman nützte, um The Historian zu bewerben. Aber müssen wirklich alle darauf einsteigen? Falls man mit einem anderen Werk vergleichen sollte, dann mit Stokers Dracula. Denn Kostova verwendet, wie auch Bram Stoker, Briefwechsel um die Geschichte voranzutreiben. Eine stilistische Gemeinsamkeit. Sprachlich ist Kostova Stoker ebenfalls näher als Dan Brown.
The Historian hat einen leicht altmodischen Touch, den ich aber überhaupt nicht als störend empfunden habe. Sicher kann man einwerfen, dass das Buch nicht notwendigerweise so lang sein müsste und man die Handlung durchaus straffen könnte. Aber das Lesen war nicht langweilig. Man muss sich halt einfach Zeit dafür nehmen, dann kann man es auch entsprechend genießen. Ich habe mit Spannung die Spuren verfolgt, die zu Draculas Grab führen sollen. Interessant ist auch, dass die Bewertung durch Leser und Kritiker meinem Eindruck nach ziemlich unterschiedlich ist. Die meisten Leser waren durchaus begeistert, bei den Kritikern kam der Roman oft nicht so gut weg. Ich schließe mich jedenfalls der Meinung der Leser an.
Weitere Infos:
contemporarylit.about.com
www.donlinke.com
www.powells.com
www.faz.net
Bei solchen Vorgaben ist Skepsis angesagt. Andererseits handelt der Roman von Dracula, einer meiner literarischen Lieblingsfiguren seit der Lektüre von Bram Stoker. An dieser Vorlage wird The Historian von mir aber auch gemessen. Keine leichte Aufgabe für die Debütantin Elizabeth Kostova.
Suche nach Vlad Tepes
Die Autorin hat ihrerseits sehr viel Zeit und Arbeit in dieses Buch investiert. Zehn Jahre dauerte die Fertigstellung dieses Romans. Über 600 Seiten umfasst die englische Ausgabe. Darin ist jede Menge Information verpackt. Viele Kritiker meinen zuviel Information. Die erzählte Handlung durchläuft mehrere Jahrhunderte, unzählige Schauplätze und einige Handlungsstränge. Die Akteure suchen nach Draculas letzter Ruhestätte. Berichtet wird das Ganze von einer jungen Frau, die diese Geschichte von ihrem Vater erfährt und schließlich auch darin verwickelt wird.
Einige Gelehrte haben ein mysteriöses Buch auf seltsame Art und Weise erhalten. Dieses Buch hängt irgendwie mit Vlad Tepes - Dracula - zusammen. Je genauer dessen Leben und Tod erforscht wird, desto unheimlicher stellt sich die Historie dar. Letztendlich bleibt die Erkenntnis: Dracula lebt. Deshalb soll seine letzte Ruhestätte gefunden werden. Die Angaben dazu finden sich in unterschiedlichen historischen Dokumenten. Aber es bleiben noch einige Unklarheiten. Feldforschung ist angesagt. Die Akteure suchen deshalb vor Ort nach Hinweisen. Das führt sie durch verschiedene Länder von der Türkei nach Ungarn, Bulgarien und Rumänien, um nur einige Schauplätze zu nennen. Dort müssen sie mit fast unüberwindbaren Schwierigkeiten kämpfen.
Der Historiker, ein historischer Roman
Wer sich von The Historian einen blutigen, actionreichen Vampir-Roman erwartet, wird enttäuscht sein. Ein Großteil des Romans handelt von historischen Quellen, der Suche danach und deren Deutung. Diese Quellen befinden sich in den unterschiedlichsten Ländern, die ebenfalls sehr detailreich dargestellt werden. Der Leser erfährt vieles zur Situation der kommunistischen Länder vor dem Fall des eisernen Vorhangs oder zur Geschichte des osmanischen Reiches und dessen Verbindung zum historischen Dracula, Vlad Tepes. Dracula selbst tritt erst im letzten Drittel des Buches wirklich in Erscheinung, als bibliophiler Blutsauger mit umfangreicher literarischer Sammlung.
Kostova beschreibt ihren Zugang zur Dracula-Geschichte folgendermaßen: In ihrer Kindheit bereiste sie mit ihrem Vater viele Ost- und Westeuropäische Länder. Auf diesen Reisen erzählte ihr Vater auch von Vampiren. Deshalb ist für sie eine Trennung von Vampir-Geschichten, Reisen und historischen Erkenntnissen undenkbar. Außerdem stammt ihr Ehemann aus Bulgarien. Er konnte ihr sicher auch viele Eindrücke aus seinem Geburtsland vermitteln. Die Autorin selbst sieht ihr Buch als historischen Roman in viktorianischer Tradition. "It's a very long book. It's a very detailed book. It's in an epic Victorian tradition. It's slow. I like to think that it's readable but it's not an hour's read." (books.guardian.co.uk). Der schnelle Weg des Romans auf die Bestsellerlisten und die große Unterstützung durch den Verlag dürfte sie selbst am meisten überrascht haben. The Historian wurde bereits in unzählige Sprachen übersetzt. Die deutsche Version ist Ende August im Berlin-Verlag erschienen. Sogar die Filmrechte sind schon verkauft
Dracula versus Da Vinci
Was mich bei den Kritiken am meisten überrascht hat, sind die ständigen Vergleiche mit The Da Vinci Code. Während des Lesens wäre ich nie auf die Idee gekommen, diesen Roman mit dem von Dan Brown zu vergleichen. Es stimmt schon, beide verwenden historische Begebenheiten, die schon zu vielen Spekulationen eingeladen haben. Auf der einen Seite Vlad Dracula und sein mysteriöses Leben als Untoter, auf der anderen Seite Da Vinci und die Suche nach dem heiligen Gral. Damit hören sich meiner Meinung nach aber die Gemeinsamkeiten auf. Dem Verlag kann man natürlich nicht verdenken, dass er den Erfolg von Dan Browns Roman nützte, um The Historian zu bewerben. Aber müssen wirklich alle darauf einsteigen? Falls man mit einem anderen Werk vergleichen sollte, dann mit Stokers Dracula. Denn Kostova verwendet, wie auch Bram Stoker, Briefwechsel um die Geschichte voranzutreiben. Eine stilistische Gemeinsamkeit. Sprachlich ist Kostova Stoker ebenfalls näher als Dan Brown.
The Historian hat einen leicht altmodischen Touch, den ich aber überhaupt nicht als störend empfunden habe. Sicher kann man einwerfen, dass das Buch nicht notwendigerweise so lang sein müsste und man die Handlung durchaus straffen könnte. Aber das Lesen war nicht langweilig. Man muss sich halt einfach Zeit dafür nehmen, dann kann man es auch entsprechend genießen. Ich habe mit Spannung die Spuren verfolgt, die zu Draculas Grab führen sollen. Interessant ist auch, dass die Bewertung durch Leser und Kritiker meinem Eindruck nach ziemlich unterschiedlich ist. Die meisten Leser waren durchaus begeistert, bei den Kritikern kam der Roman oft nicht so gut weg. Ich schließe mich jedenfalls der Meinung der Leser an.
Weitere Infos:
contemporarylit.about.com
www.donlinke.com
www.powells.com
www.faz.net
wasix meinte am Nov 21, 07:53:
egal ob bewertungen von kritikern oder lesern...
...ich habe mir angewöhnt, bei reviews von interessanten büchern, platten, filmen usw. - egal ob die ersten paar nun gut oder schlecht ausgefallen sind - mir immer noch so viel wie möglich an weiteren meinungen einzuholen. vor allem wenn es dabei um künstler geht, die für mich neu sind. natürlich entwickeln sich mit der zeit quellen, denen man - einigermaßen - vertrauen kann. trotzdem: ein misstrauischer konsument ich bin... ;-)))